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    Typischerweise beruhen gemeldete UFO-Beobachtungen auf Einzelzeugenberichten. Nur in wenigen Fällen werden Beobachtungen von mehreren Personen oder Gruppen gemacht. Bei mehreren Augenzeugen wird die geschilderte Beobachtung tendenziell als zuverlässiger angesehen, aber ist dies tatsächlich so? Oder bestätigen diese eher die seitens kritischer Forscher bemängelte grundsätzliche Unzuverlässigkeit von Augenzeugenberichten? Der Forteaner und Autor Ulrich Magin hat sich im nachfolgenden Artikel nicht nur aus UFO-Sicht damit beschäftigt.

    PROBLEMFALL GRUPPENSICHTUNGEN – WIE ZUVERLÄSSIG SIND AUGENZEUGENBERICHTE?
    Ulrich Magin

    Eine Möglichkeit, die Zuverlässigkeit von Zeugenaussagen einzuschätzen, besteht darin, Zeugen ein und derselben Erscheinung zu befragen und nachzusehen, wie genau ihre Schilderungen übereinstimmen. Ist der Mensch generell ein zuverlässiger Berichterstatter, sollten die Berichte übereinstimmen. Dann würde eine exotische Erzählung automatisch bedeuten, dass die Augenzeugen etwas mit einem hohen Strangeness-, also Fremdartigkeitsgrad, gesehen haben. Weichen die Aussagen in einem solchen Fall voneinander ab, liegt die Exotik des beobachteten Phänomens eher im Beobachter begründet und nicht im Objekt selbst.

    Es gibt nicht allzu viele Sichtungen von UFOs (oder anderen Phänomenen), bei denen mehr als ein Augenzeugenbericht vorliegt – häufig wird ein Zeuge befragt, und die zusätzlichen Beobachter stimmen mehr oder weniger einfach zu. Die folgende Aufstellung soll aber zeigen, wie es um den Übereinstimmungsgrad beschaffen ist, wenn mehrere Zeugen unabhängig voneinander zum gleichen Ereignis befragt wurden.

    UFOs

    Beginnen wir mit einer fliegenden Untertasse, die bereits 1946 gemeldet wurde. Am 8. Oktober 1946 durchquerte die Erde den Schweif des Kometen Giacobini-Zinner. Der Sternschnuppenregen war lange vorher angekündigt und lockte viele Besucher ins Freie. Mead Layne, ein theosophisch orientierter Kontaktler, gab damals die Zeitschrift „Round Robin“ heraus, die Botschaften von Außerirdischen veröffentlichte. Seine Leser sahen keine Meteoriten, sondern Raumschiffe. „Ab 10.45 Uhr sahen die Abonnenten des Round Robin ein Raumschiff, das sich als Silhouette vor dem Mond abhob. Dreizehn Augenzeugen werden genannt. Alle aus San Diego. Jeder beschrieb das Objekt anders“, resümiert Tiffany Thayer, der Vorsitzende der „Fortean Society“ in deren Magazin „Doubt“. (Thayer 1946) Ein Mann, der paranormal begabt war „gab Layne eine Botschaft, die er angeblich erhalten hatte. Darin wurde das Objekt als ‚mechanischer Vogel namens Careeta‘ bezeichnet. Es stammte von einem weit entfernten Planeten und die Mannschaft fürchtete sich vor der Landung.“ Es wurden also nicht nur bereits ein Jahr vor Ankunft der fliegenden Untertassen Meteoriten für Raumschiffe gehalten, sondern: „Each describes the object differently. – Jeder beschrieb das Objekt anders.“

    Am 13. Februar 1969 sah eine Familie wenige Meter vom Strand von Niebla in Chile entfernt nur wenige Zentimeter über dem Boden ein eiförmiges UFO – oder: „einen Oktaeder 60 Meter über dem Erdboden“ – je nachdem, welchen Zeugen man fragte. (von Kleist: 2019, S. 77, Fußnote 38)

    1990 begegneten die chilenischen Geschwister Mónica und María Elena Rossi einem gelandeten UFO bei Ñuñoa, einem Stadtteil von Santiago de Chile. Eine Tür öffnete sich und ein Astronaut stieg aus. Er war – so María Elena – „sehr groß“ und trug einen Helm, „der sein Gesicht ganz bedeckte“. Mónica sah „einen kleinen Grauen“, wie bei den Entführungen. Die ganze Episode dauerte 40 Minuten. (von Kleist 2019, S. 165)

    Am 2. Oktober 1936 beobachtete Valentine Williams ein eigenartiges Lichtphänomen über San Sebastian im Baskenland. Er sah ein hell leuchtendes Objekt, das schnell und auf einer geraden Flugbahn über die Berge raste. Das Licht war orange. Zwei Männer begleiteten ihn. Sie gaben an, das Licht sei weiß gewesen. Von Biarritz aus beobachtete Tom Dupree das Licht. Er gab an, es sei grün gewesen. (Ribera 1966, S. 260) Astronomen registrierten zur selben Zeit – einen gewöhnlichen Boliden.

    Im Oktober 1940 fürchtete man in Großbritannien keine außerirdische, sondern eine deutsche Invasion. Pflichtbewusste Bürger meldeten Beobachtungen und Funde, die relevant sein könnten. In der Old Street, London, lag ein seltsames Objekt. Es wurde der Polizei gleich mehrmals angezeigt – einmal als „schwarzer und goldener Gegenstand“, einmal als „gallertartige Masse““ und einmal als „metallisches Pulver, das in dunklem, plastikartigen Material steckt“. Es handelte sich um einen Bilderrahmen aus Bronze. (Young 2019)

    Bei einem Fall der GEP sah ein Ehepaar ein Objekt mit Flügeln und einem Cockpit. Der Mann sah darin drei Wesen, die Frau – nichts. (Ickinger 2019, S. 174)

    Seeungeheuer

    Am 30. Juli 1948 begegnete eine Bootsladung Touristen einem Ungeheuer im schottischen Loch Morar. Die Kryptozoologin Elizabeth Montgomery Campbell befragte zwei Zeugen des Ereignisses rund 20 Jahre später. John Gillies erinnerte sich, im Boot wären 9 Leute gewesen, Noel O’Donnell rund 20. Das Tier sei 6 m lang gewesen, berichteten damals die Zeitungen, und hätte 5 sehr flache Höcker gehabt. John meinte, es habe kaum Kielwasser erzeugt. Für Noel hatte es keine Höcker, sondern glich einem hoch aus dem Wasser ragenden Wal und hinterließ massives Kielwasser. Für John Gillies war das Tier eine Viertelmeile entfernt, für Noel O’Donnell eine Meile. John erinnerte sich, wie langsam sich das Tier bewegte, Noel erinnerte sich an seine „schreckliche Geschwindigkeit“ von acht Knoten. (Campbell 1972, S. 120)

    Am 15. September 1823 berichteten Passagiere auf dem Paketboot Lady Sherbroke bei Montreal in Kanada, „daß sie bis wenige Meilen von der Stadt von einem großen Seeungeheuer verfolgt worden wären, welches einige für die berüchtigte Seeschlange, andere aber für einen Wallfisch hielten.“ (Bremer Zeitung, Sonntag, den 16. November 1823) „Die meisten stimmten indessen dahin überein, daß es ein großer von 35 bis 80 Fuß langer Fisch gewesen sei.“ Das sind geschätzte Längen von 10,5 bis zu 24 Meter!
    Am 17. Juli 1875 beobachtete Captain Garton eine Seeschlange vor dem amerikanischen Plymouth. Das Ungeheuer hatte einen schwarzen Kopf mit weißer Kehle und riesigen, „untertassengroßen“ Augen. Der Körper war rund, etwa 30 m lang, schlangenförmig und bewegte sich wie eine Raupe. Auf einem anderen Schiff saß ein Passagier, der das Monster ebenfalls sah. Er meinte, der Kopf sei flach gewesen wie der einer Schildkröte, das Tier habe eine große Rückenflosse gehabt und „kleine Flossen entlang beider Seiten“. Das Tier sei 18 m lang gewesen und habe sich glatt durchs Wasser bewegt. (O’Neill 2003, S. 126)

    1886 tauchte die Seeschlange bei Rockport auf. Granville Putnam schilderte das Meer als „ganz glatt und ruhig, mit Sonnenschein“, William Pool meinte „der Wind frischte auf und erzeugte mächtige Wellen“. Virginia Henderson meinte, „das Meer war glatt wie Glas“. Sie sah 4 Schlingen, Putnam 15 Höcker. Pool gab an, die Schlange sei „hellgrau“ gewesen, Putnam „dunkelbraun“. (O’Neill 2003, S. 139, 140)

    Am 7. Juli 1960 zeigte sich die Seeschlange bei Cape Ann. Mehrere Augenzeugen wurden befragt. Richard Laupot berichtete, das Tier sei schlangenförmig gewesen, grau, mit „zwei schwarzen Segeln … Darauf waren gelbe Punkte. Es glich einem Dinosaurier.“ Captain Ellis Hogkins beschrieb dasselbe Tier so: „Es sah aus wie ein Kamel, das halb im Wasser steht.“ (O’Neill 2003, S. 204)

    Ein Ungeheuer, das sich 1688/89 im Rhein zeigte, wurde abwechseln als „Pferd“, „Kuh“ oder „Schwein“ beschrieben. An drei verschiedenen Orten (Worms, Koblenz, Köln) soll es schließlich gestrandet sein. (Magin 2015)

    Anfang der 1960er Jahre beobachtete Mildred Nye ein überaus bizarres Monster, das beim englischen Orford Ness geschossen worden war. Das Tier war etwa 5 m lang und glich einer riesigen Kaulquappe mit vier handförmigen Flossen. Sie erinnere sich, dass der Kurator des Ortsmuseum den Kadaver fotografiert und protokolliert hatte. Der Nessie-Forscher Tim Disdale kontaktierte den Mann und erfuhr, dass es sich bei der Riesenkaulquappe um einen 3,30 m langen Blauhai gehandelt hatte, der nicht erschossen, sondern tot angeschwemmt worden war. (Dinsdale 1976. S. 151–155)

    Das Bild rechts zeigt das Ungeheuer von Orford, wie es Frau Nye in Erinnerung hatte – als 5 m lange Kaulquappe. Darunter das Tier, wie es der Meeresbiologe sah – als 3 m langen Blauhai. (nach Dinsdale)

    Im Juli 1723 beobachteten drei erfahrene Seeleute einen Meermann vor Helsingör. „Was die Gestalt dieses Ungeheuers betrifft, so sagen sie, daß es ihnen als ein alter Mann vorgekommen, sehr stark von Leibe, mit breiten Schultern, allein von den Aermen konnten sie nichts sehen. Der Kopf war, in Vergleichung des Rumpfes, nur klein, und hatte schwarze krause Haare, die aber nicht weiter giengen, als bis an die Ohren; die Augen lagen tief im Kopfe; das Gesicht war mager und rauh, und hatte einen schwarzen Bart, der abgeschnitten zu seyn schien. Die Haut war grob, und ziemlich mit Haaren bedeckt. Peter Gumersen berichtete (doch hatten es die andern nicht gesehen), daß dieser Meermann um dem Leibe und unterwärts ganz spitz wie ein Fisch gewesen.“ (Pontoppidian 1754, S. 366): Bevor jemand auf die Idee kommt, solche Sachen geschähen nur bei anomalen Phänomen und könnten durch deren paranormale Natur erklärt werden: Der berühmte Peloros Jack, ein Rundkopfdelfin, der ab 1888 Schiffe in der Cook-Straße zwischen der Nordinsel und der Südinsel Neuseelands begleitete, wurde – je nachdem, wer ihn meldete – als glatthäutig oder vernarbt, mit unterschiedlicher Körperfarbe und unterschiedlichen Kopfformen gemeldet. (Alpers 1966, S. 198–224)

    Tatzelwurm

    Enden wir mit einem Ungeheuer, das uns am nächsten ist: dem Tatzelwurm, einen bislang unentdeckten Riesenreptil der Alpen.

    Je nach Berichterstatter saß ein „Haselwurm“, der um 1830 bei Pergine, Trient, erschlagen wurde, auf einer Eiche, kroch aus einem Erdloch oder flog über das Tal. (Meusburger 1934, S. 79) Je nachdem, für was man den Tatzelwurm hält, hat man freie Auswahl!

    (Manchmal reicht es bereits, denselben Zeugen mehrmals zu befragen: Ein Tatzelwurmbeobachter namens Sandtner will bei Ruhpolding auf den Tatzelwurm getroffen sein. Einem Forscher erzählte er, es sei ein „Molch ohne sichtbare Füße“ gewesen, dann wieder, der Wurm sei über den Weg „gelaufen“, einmal hatte er „unter einem Baumstrunk hervorgeschaut“. Der Tatzelwurm hatte einmal keine Füße, ein anderes Mal kurze Füße. „Hier finden wir also zwei widersprechende Nachrichten über scheinbar den gleichen Vorfall“, schreibt der Tatzelwurm-Forscher Karl Meusburger. „Wenn Sandtner zu Ruhpolding einen ‚Molch ohne sichtbare Füße‘ sah“, schlussfolgerte Doblhoff, „so stimmte das wenig zur ‚Schlange mit Füßen‘ und nicht einmal mit der früheren Angabe, dass man ‚ein kleines Krokodil‘ zu sehen glaubte.“ „Was soll nun die Wissenschaft mit diesem ‚verläßlichen‘ Bericht anfangen?“, fragt sich Dr. Otto Steinböck. (Meusburger 1931, S. 473, Doblhoff 1895, S. 160, Steinböck 1934, S. 462)

    Am 10. oder 12. Juni 1910 war Franz Brandner anwesend, als ein 35 cm langer Tatzelwurm mit nur einem Beinpaar unmittelbar hinter dem Kopf einen Holzknecht im Preunegtal in der Steiermark biss. Der erschrockene Knecht schlug das Tier tot, er starb aber bald darauf an dem giftigen Biss. Später meldete sich ein weiterer Augenzeuge, aber er erinnerte sich, dass das Ganze schon 1908 passiert war, der Tatzelwurm nur 25 cm maß, vier Füße hatte und der Biss nicht tödlich gewesen war. (Flucher 1932, S. 504f)

    Schlussbemerkung

    Wenn Augenzeugen so unzuverlässig sind und so voneinander abweichen, wieso kann man dann z.B. eine Meldung einer fliegenden Untertasse als Miniatur-Heißluftballon erkennen? Weil hier, zusätzlich zum Augenzeugenbericht, das reale Objekt bekannt ist. Gleicht ihm die Zeugenbeschreibung, lässt sich rückfolgern, es habe sich um einen solchen Stimulus gehandelt. Sieht der Augenzeuge einen bekannten Stimulus, berichtet ihn aber so, wie die nette Dame den Blauhai von Orford als Riesenkaulquappe, dann hilft auch die beste Kenntnis der Stimuli nicht, um den Auslöser der Sichtung zu benennen. Das Objekt wird dann zu PROBLEMATIC UFO oder GOOD UFO.

    Die Abweichungen in den einzelnen Berichten zeigen, welch große Bandbreite an Details zur Verfügung steht, selbst aus einfachen, sicher erklärbaren Beobachtungen noch komplexe anomale Wahrnehmungen zu machen.

    Literatur
    Alpers, Anthony: Delphine. München: dtv 1966
    Campbell, Elizabeth Montgomery: The Search for Morag. Tom Stacey Ltd 1972
    Dinsdale, Tim: The Leviathans. London: Futura 1976
    Doblhoff, Josef Frh. v.: Altes und Neues vom „Tatzelwurm“, mit einem Schlussworte über vergleichende Sagenforschung in Österreich-Ungarn. Zeitschrift für Österreichische Volkskunde 1895, S. 140–164
    Flucher, Hans: Und abermals vom Tatzelwurm. Schlern, Band 13, 1932
    Ickinger, Jochen: UFO-Tagung 2019 in Kassel. Jufof 6/2019, S. 174
    Magin, Ulrich: Magischer Mittelrhein. Rheinbach: Regionalia 2015
    Meusburger, Dr. Karl: Etwas vom Tatzelwurm. Der Schlern 1931, S. 458–479
    Meusburger, Dr. Karl: Neue Beiträge zur Tatzelwurmfrage. Der Schlern 1934, S. 64–85
    O’Neill, J. P.: The Great New England Sea Serpent. Paraview Special Editions 2003
    Pontoppidian, Erik: Versuch einer Natürlichen Historie von Norwegen. Zweiter Teil. Kopenhagen: Franz Christian Mumme 1754
    Ribera, Antonio: Gran enigma de llos platillos volantes. Barcelona: Editorial Pomaire 1966
    Steinböck, Dr. Otto: Der Tatzelwurms und die Wissenschaft. Der Schlern 1934, S. 453–468
    Thayer, Tiffany Sizzling Zinner, Doubt 17, 1946, S. 251–252
    von Kleist, Sebastian: Encuentros con extraterrestes en Chile Chile: Ediciones Coliseo Sentosa 2019
    Young, Taras: Hun-identified flying objects. Fortean Times 384, Oktober 2019, S. 57
    Netzwerk Kryptozoologie

    Ergänzend zu diesem Beitrag möchten wir anmerken, dass wir mehrere Augenzeugenberichte zu einer Beobachtung als durchaus interessant und möglicherweise hilfreich ansehen, da mehrere, auch abweichende, Beschreibungen so ggf. mehr und vollständigere Informationen über das Objekt und Hinweise auf eine herkömmliche Ursache liefern können, als das nur eine einzelne Aussage würde. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei die Unabhängigkeit der Augenzeugen, die dann eher gegen einen Schwindel bzw. erfundene Geschichte spricht und auch phantasievoll ausgeschmückte Geschichten minimiert. Als problematisch gelten interagierende Gruppen, also Zeugen, die gemeinsam als Gruppe eine Beobachtung machen. Durch die zu erwartende anschließende Unterhaltung untereinander über das, was man da gesehen hat, kann es auch zu Verfälschungen der eigenen Wahrnehmung und Beeinflussung durch andere Zeugen kommen. Insbesondere bei seltsam anmutenden Beobachtungen und einer gewissen Aufregung komme es lt. Hendry zu einem solchen Gruppendenken. Eine Rolle kann dabei auch eine Mehrheitsmeinung spielen, oder aufgeregte Fehleinschätzungen einzelner, die die Wahrnehmung und Interpretation anderer Beobachter beeinflussen.

    Der englische Forscher Isaac Koi fasst das auf seiner Webseite im Kapitel „Qualitative criteria: Multiple witnesses“ sehr schön zusammen und spricht in diesem Zusammenhang auch von einer „internen Kontamination“ bei derartigen Gruppensichtungen.[1]

    [1]: https://www.isaackoi.com/best-ufo-cases/17-qualitative-criteria-multiple-witnesses.html

    Die Frage nach der Zuverlässigkeit von Augenzeugenberichten ist bei den sogenannten außergewöhnlichen menschlichen Erfahrungen, also Ereignisse, bei denen der Mensch im Mittelpunkt steht, bzw. Teil der Erfahrung und die wesentliche Datenquelle ist, ein zentraler Faktor in der Beurteilung des Ereignisses. Zu diesen Erfahrungen zählen u.a. UFO-Sichtungen, Spuk-Phänomene, oder Begegnungen mit unbekannten Wesen (Kryptozoologie). Nach Meinung kritischer Forscher wird die Zuverlässigkeit oftmals jedoch nicht hinreichend berücksichtigt, sondern bevorzugt auf den vermeintlichen Kern des Ereignisses fokussiert. Beim UFO-Phänomen also die Frage nach der Natur oder Herkunft der beobachteten Objekte, anstatt die geschilderte Beobachtung der Zeugen nach dessen Zuverlässigkeit bzw. Fehlerquellen zu hinterfragen und dies bei der Frage nach der Natur des beobachteten Gegenstands einzubeziehen. Dabei gibt es in der Psychologie, maßgeblich in der forensischen Zeugen- und Aussagepsychologie, mittlerweile einen breiten Kenntnisstand zu diesem Thema.

    Ein Aspekt dabei ist die Wahrnehmung und Interpretation durch den Beobachter. Häufig unterstellt man Beobachtern, die in ihrem beruflichen Umfeld außergewöhnliche Beobachtungen machen, eine besondere Kompetenz in der Beurteilung dessen, was sie sehen. Im UFO-Phänomen spricht man bspw. Piloten eine solche Kompetenz zu (siehe dazu unseren Beitrag "Warum Piloten UFOs sehen"). Ebenso gilt das in der Kryptozoologie bspw. für Jäger oder ähnliche Berufsgruppen, die regelmäßig in der Natur unterwegs sind und so eine besondere Kompetenz bei der Unterscheidung zu bekannten Wildtieren unterstellt wird.

    Unser Kollege Ulrich Magin, Forteaner und Autor, hat zu diesem Thema einen interessanten, kleinen Beitrag verfasst, der einen Test zu diesem Thema beinhaltet.

    Zur Zuverlässigkeit von Augenzeugenberichten - Ein kleiner Test
    von Ulrich Magin

    Gerade jenen, denen man besondere Kompetenz zugesteht – in der Kryptozoologie z.B. Menschen, die viel Zeit in der Natur und mit Tieren verbringen – machen oft genug gröbste und tragische Fehler bei ihrer Wahrnehmung und deren Einschätzung. Das sehen Verfechter der Realität von unbekannten Tieren natürlich nicht so.

    „Aufgrund seiner großen Vertrautheit mit Bären hält [Dr. Lynn Rogers] die Wahrscheinlichkeit, dass ein Bär für einen Sasquatch gehalten wird, für gegeben, allerdings für sehr unwahrscheinlich bei einem informieren Beobachter. [Zudem haben] Bären physische Eigenschaften, die sie deutlich von der typischen Beschreibung eines Sasquatch unterscheiden“, schreibt Jeffrey Meldrum in seinem Buch „Sasquatch: Legend Meets Science“. (Meldrum, S. 204)

    Ähnlich es liest man oft über Piloten, Meteorologen und Astronomen und ihre Sichtungen von UFOs. Bei Bigfoot nehme ich als gegeben an, dass ein Jäger mit Jagdschein, der oft im Ansitz auf Beute wartete, als „informierter Beobachter“ gelten darf. Wie gut kann ein solcher „Experte“ einen Menschen von einem Wildschwein unterscheiden (deren Form deutlich verschiedener ist wie die von Sasquatch und Bär)?

    Es gibt einen einfachen Zuverlässigkeitstest: Man muss bei Google-News folgende Schlagworte eingeben: Jäger, verwechselt, schießt. Ich habe das Ende 2019 getan. Und es zeigte sich – mit verstörender Häufigkeit schießen erfahrene Jäger auf Jagdhelfer oder Spaziergänger, weil sie sie für ein Wildschwein gehalten haben oder auf Pferde, weil sie dachten, das seien Rehe. Es ist dasselbe Klientel, dem ein Kryptozoologe eigentlich zutrauen würde, einen Affenmenschen von einem Bären, ein UFO-Forscher, ein UFO von einem Stern zu unterschieden.

    Nun zu den Fällen, damit sich jeder selbst ein Bild über die Häufigkeit solcher Verwechslungen machen kann.

    September 2012, Oberfranken
    Jagdunfall in Bayern: Mit Wildschwein verwechselt – Jäger erschießt Mann. (https://www.welt.de, 10.09.2012; https://www.sueddeutsche.de, 09.09.2012)

    10. Oktober 2014, Nittendorf im Landkreis Regensburg, Bayern
    Ein Jäger hat in Bayern einen Waidgenossen angeschossen – weil er ihn offenbar für ein Tier hielt. … Ein 19-jähriger Jäger schießt bei Fuchsjagd irrtümlich auf 73-Jährigen. (https://www.proplanta.de, 12.10.2014; https://www.rtl.de, 12.10.2014; https://www.wochenblatt.de, 11.10.2014)

    September 2015, Brandenburg
    Tragische Verwechslung: Jäger erschießt Mann – Jäger schießt auf Liebespaar und tötet Mann. (https://www.goettinger-tageblatt.de, 10.09.2015)

    November 2015, Regensburg, Bayern
    Ein Jäger glaubte, auf ein Wildschwein zu schießen – tatsächlich war es aber ein Mann. … Bewährungsstrafe ... (https://www.merkur.de, 12.11.2015)

    31. Januar 2016, Mönchengladbach, NRW
    „31.1.16: Jäger schießt Jäger auf Fuchsjagd an. In Mönchengladbach wurde ein 73-jähriger Jäger von einem 19-jährigen Jagdkollegen angeschossen und schwer verletzt. Dies berichtet die Rheinische Post online am 31.1.2016. Demnach hatten einige Jäger am Sonntagvormittag in einem Feld einen Heuballen umstellt, um einen Fuchs zu schießen. Dabei habe der Jungjäger offenbar zu früh geschossen und aus Versehen den Jagdkollegen getroffen.“ (https://www.tierschutzpartei.de, 06.01.2017)

    Januar 2017
    Mann mit Wildschwein verwechselt – Drei Jahre Haft für Jäger ... in der Dämmerung auf ein vermeintliches Wildschwein schießen wollen. (https://www.morgenpost.de, 23.01.2017)

    Oktober 2018
    Der Jäger hat den Radfahrer trotz seines bunten Helms mit einem Tier verwechselt ... Er glaubte, auf ein schnelles Tier zu schießen. (n-tv.de, 15.10.2018 )

    November 2018, Frankreich
    –„Jäger haben in Frankreich auf zwei Surfer geschossen. Sie sagen, sie hätten sie ‚mit Fasanen verwechselt‘.“ (https://www.deutschlandfunknova.de, 15.11.2018)

    22. Januar 2019, Sachsen-Anhalt
    „Jäger statt Reh getroffen. Bei einer Drückjagd in Sachsen-Anhalt wurde ein Jäger am Oberkörper getroffen und verletzt. Ein Jagdkollege hatte auf ein Reh geschossen. (Mitteldeutsche Zeitung, 22.1.2019, nach https://www.peta.de)

    17. August 2019, Weiskirchen, Saarland
    „Jäger trifft aus Versehen Pferd. Ein Islandpferd wurde auf einer Koppel in Weiskirchen (Saarland) bei einer Jagd aus Versehen angeschossen und so schwer verletzt, dass es eingeschläfert werden musste.“ (Breaking News Saarland, 17.8.2019, nach https://www.abschaffung-der-jagd.de/menschenalsjaegeropfer/)

    18. August 2019, Eifel
    „82-jähriger Jäger trifft 76-Jährigen. Jagdunfall in der Eifel: Ein 82-jähriger Jäger hat einen 76-jährigen Jagdkollegen aus Versehen angeschossen und schwer verletzt.“ (Kölnische Rundschau, 18.8.2019, nach https://www.abschaffung-der-jagd.de/menschenalsjaegeropfer/)

    2. September 2019, Blankenheim, NRW
    „NRW: Mit Wildschwein verwechselt – Jäger schiesst Fohlen.“ „In Nordrhein-Westfalen hat ein Jäger ein Fohlen erschossen. Die Besitzerin fand das Fohlen am Morgen tot auf einer Weide in Blankenheim – nur etwa 70 Meter von einem Hochsitz entfernt. Gegenüber der Polizei sagte der Jäger, dass er auf ein Wildschwein geschossen habe.“ (https://www.jawina.de, 02.09.2019; Radio RPR1, 02.09.2019)

    September 2019, Brandenburg
    „Jäger verwechselt Liebespaar mit Wild – Mann tot. Ein Jäger hat in Brandenburg einen Mann getötet und eine Frau schwer verletzt. Das Liebespaar wurde in einem Maisfeld mit einem Wild verwechselt.“ (https://www.nrz.de, 11.09.2015)

    19. September 2019, Baden-Württemberg
    „Kugel trifft Bauern statt Wildschwein. Bei der Maisernte im schwäbischen in Gündelbach saßen ein 25-jähriger Landwirt und eine 18-jährige Erntehelferin auf dem Traktor, als zwei Jäger auf ein Wildschwein schossen. Eine Kugel durchschlug die Scheibe des Traktors. Der junge Mann wurde in den Unterschenkel getroffen und mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen. Die 18-Jährige wurde durch Glassplitter verletzt.“ (Stuttgarter Zeitung, 17.09.2019, nach https://www.abschaffung-der-jagd.de/menschenalsjaegeropfer/)

    September 2019. Italien
    „Italien: Jäger will auf Wildschwein schießen – und tötet seinen Vater.“ In Italien hat ein Jäger seinen eigenen Vater mit einem Wildschwein verwechselt und erschossen. (https://www.derwesten.de , 25.09.2019)

    4. Oktober 2019, Heidekreis, Niedersachsen
    „Jäger erschießt Pferd statt Wildschwein. Ein 65-jähriger Jäger hat ein Islandpferd auf einer Weide im niedersächsischen Heidekreis erschossen, weil er es mit einem Wildschwein verwechselt hat. Es sei es zu diesem Zeitpunkt fast dunkel gewesen. ‚Was, wenn dort ein Mensch gestanden hätte?‘, fragt der Pferdehalter.“ (Hannoversche Allgemeine, 04.10.2019, nach https://www.abschaffung-der-jagd.de/menschenalsjaegeropfer/)

    Oktober 2019, Lützkampen, Eifelkreis Bitburg-Prüm, Rheinland-Pfalz
    „Jagdunfall: Mann schießt in Lützkampen auf Pferd. Ein Jäger hat in Lützkampen ein Pferd angeschossen. Er hat das Pferd mit einem Wildschwein verwechselt.“ (https://www.volksfreund.de, 15.10.2019)

    3. November 2019, Heidekreis
    „Im Heidekreis wurde ein Jogger im Wald auf einem öffentlich zugänglichen Weg angeschossen und am Bein verletzt. Ein Jäger hatte mit einer Schrotflinte auf ihn geschossen – es fand gerade eine Treibjagd statt.“ (Hannoversche Allgemeine, 03.11.2019, nach https://www.abschaffung-der-jagd.de/menschenalsjaegeropfer/)

    Mindestens neun Jagdunfälle in Deutschland im Jahr 2019 mit groben Beobachtungs- und Wahrnehmungsfehlern. Eigens ausgebildete Menschen – schließlich hat jeder Jäger eine Jagdprüfung zu absolvieren – waren sich ihrer Sache so sicher, dass sie schossen. Und doch hatten sie Surfer mit einem Fasan, einen Radfahrer mit buntem Helm mit einem „schnellen Tier“ verwechselt. Legt man diese Maßstäbe an UFOs an, wären auch ein Dutzend „Best UFOs“, sogar Nahe Begegnungen, im Jahr immer also noch im Bereich dessen, was wir als Fehlleistungen bei ehrlichen und kompetenten Menschen erwarten können.

    Übrigens: Mit den Stichworten Pilot und verwechselt kommt man auf ähnlich spannende Geschichten – Piloten, die statt nach München nach Edinburgh fliegen, die auf dem Airbus-Gelände statt auf dem Hamburger Airport landen usw. Es verwundert immer wieder, wenn von Forschern, die an reale UFOs oder Bigfoots glauben, damit argumentiert wird, dass die Geschichte von einem erfahrenen Zeugen gemeldet wurde. Erfahrung schützt vor Irrtum nicht. Dass sie sich auf Zeugenaussagen verlässt, ist einer der Gründe, warum die UFO-Forschung feststeckt, wenn sie ein Phänomen packen will, das eben eine Folge unserer Wahrnehmung und nicht von exotischen Objekten in Raum und Zeit sein kann. BEST UFOs zu vergleichen wäre dann, als wolle man ein Wildschwein beschreiben, indem man die angeschossenen Pferde, Jagdhelfer und Jogger vergleicht.

    Literatur
    Meldrum, Jeffrey: Sasquatch: Legend Meets Science. Forge Books: New York 2006
    Netzwerk Kryptozoologie

    ********************

    Soweit der Beitrag von Ulrich Magin. Ergänzend möchten wir hierzu noch auf das psychologische Phänomen der Bahnung (engl. Priming) hinweisen, das hier auch eine Rolle spielt. Es wurde in der Bigfoot-Dokumentation von ZDF History als Ursache für fehlerhafte Wahrnehmungen bzw. Interpretationen beschrieben. Demnach wird die Verarbeitung eines Reizes (also die Wahrnehmung) mit vorhandenen Assoziationen, durch Vorerfahrungen oder Erwartungen, beeinflusst, was zu falschen Interpretationen führen kann. Priming beeinflusst so unser Denken und Handeln[1]. In der genannten Dokumentation führte dies dazu, dass die Beobachter im Wald einen Bigfoot „erkannten“ und beschrieben, obwohl DNS-Analysen von den Zeugen dort sichergestellten Haaren auf bekannte Wildtiere zurückgeführt werden konnten. Auch in der UFO-Forschung halten wir dieses Phänomen zumindest in manchen (ungeklärten) Fällen für relevant. Eine Diskussion dazu findet bislang jedoch noch nicht statt.

    [1] https://lexikon.stangl.eu/1378/priming/

    Seit der Offenlegung des früheren Pentagon-UFO-Programms AAWSAP/AATIP im Jahr 2017 und der sich daraus ergebenden öffentlichen Berichterstattung und Diskussion, was im UFO-Bericht der UAP Task Force im vergangenen Jahr und dem kürzlichen UAP-Hearing gipfelte, genießt das Thema insgesamt eine höhere Aufmerksamkeit, auch in manchen wissenschaftlichen Kreisen, wie sich an neuen Projekten zur UAP-Forschung, wie dem Galileo-Projekt des Harvard-Astronomen Avi Loeb oder dem SkyCAM-Projekt von Prof. Kayal von der Universität Würzburg, ablesen lässt. Nicht wenige sehen darin einen Paradigmenwechsel zur UFO-Thematik, der endlich eine anerkannte und zielführende Forschung zulässt. Abgesehen davon, dass der UFO-/UAP-Hype vor allem eine US-amerikanische Sichtweise darstellt, vorangetrieben durch einen zusammenhängenden dortigen Kreis von UFO-Fans, und auch, dass sich diverse Wissenschaftler aus verschiedenen Fachbereichen schon lange mit Aspekten zum UFO-Phänomen befassen, gibt es eine durchaus erfolgreiche und langjährige, private UFO-Forschung, die sich auch mit wissenschaftlichen Methoden der Untersuchung des Phänomens widmet. Eine ganze Reihe solcher Forscher und Organisationen im In- und Ausland arbeiten seit Jahrzehnten und haben eine Menge an wichtigen Erkenntnissen gewonnen, die im aktuellen Hype teilweise untergehen oder kaum Berücksichtigung finden. Natürlich unterscheiden sich die jeweiligen Schlussfolgerungen je nach Sichtweise und während manche die außerirdische Präsenz für erwiesen halten, sehen andere das genau entgegengesetzt. Letztlich zählen jedoch die Fakten, die zumindest für eine außerirdische Präsenz ein eher düsteres Bild zeichnen. Im Grunde spiegeln die wesentlichen Kernaussagen des UAP-Berichts auch genau die Erkenntnisse der privaten UFO-Forschung, wie dass es keine einfache, sondern ganz unterschiedlche Erklärungen für UFO-Sichtungen gibt, dass eine Vielzahl an Sichtungen mangels ausreichender Informationen ungeklärt ist, oder dass auch hinter manchen ungeklärten Sichtungen diverse herkömmliche Objekte oder technische bzw. Sensorfehler stecken können.

    Hierzulande existieren mit CENAP und GEP zwei langjährige Gruppen, die einer eher wissenschaftlich-kritischen Sichtweise folgen und dieses und nächstes Jahr ihre 50jährigen Jubiläen feiern. Zu den Schlussfolgerungen ist man sich nicht in allen Teilen einig, wobei die jeweiligen Erkentnnisse und auch das Fallmaterial bei näherer Betrachtung eigentlich die Richtung vorgeben und die ETH eher unwahrscheinlich erscheinen lassen, was auch von mehreren aktiven Forschern aus deren Reihen so gesehen wird. Das bedeutet jedoch nicht, dass es noch eine ganze Reihe an interessanten und nicht beantworteten Fragestellungen gibt. Denn auch wenn man nicht von einer fremden, intelligenten, Implikation im derzeitigen UFO-Phänomen ausgeht, bedeutet das nicht, dass alles geklärt ist bzw. alle Fragen bereits beantwortet sind. Das schließt auch nicht aus, dass (weiterhin) durchaus interessante Sichtungen stattfinden, die sich dem Anschein nach einer herkömmlichen Erklärung entziehen, zumindest dem aktuellen Erkenntnisstand nach. Ebensowenig schließt das ggf. atmosphärische Anomalien, zumindest für einige wenige Sichtungen, nicht aus. Auch in den Fallarchiven kritischer Untersucher finden sich Fälle, die sich aktuell einer stimulibasierten Erklärung zu entziehen scheinen. Die Frage hierbei ist jedoch, in welchem Kontext man derartige Sichtungen beurteilt.
    Oder wie es der skeptische Forscher Robert Schaeffer ausdrückte: "Die Existenz außerordentlicher Berichte legt nicht zwangsläufig die Existenz außergewöhnlicher Objekte nahe. Es ist durchaus möglich außerordentliche Berichte und Zeichnungen von gewöhnlichen Objekten zu bekommen".

    Wir möchten hier einige Erkenntnisse aus der langjährigen, sachlich-kritisch und wissenschaftlich privaten UFO-Forschung vorstellen. Eine insgesamt beachtete Rezeption nach 70 Jahren UFOs haben 2017 die beiden bekannten UFO-Forscher Vicente-Juan Ballester Olmos aus Spanien und Thomas E. Bullard aus den Vereinigten Staaten verfasst, die ihrerseits ein etwas unterschiedliches aber dennoch mehr oder weniger nüchternes Fazit ziehen. Eine komplette deutsche Übersetzung deren Statements findet sich im Journal für UFO-Forschung der GEP (Nr. 234, 235). Die Statements wurden im Juni 2017 auf dem Fotocat Blog von Ballester-Olmos veröffentlicht und stehen im Original als PDF auf Academia.edu zur Verfügung. Ulrich Magin hat für uns eine kleine Zusammenfassung daraus angefertigt, die wir als erstes nachfolgend zitieren.

    70 Jahre UFOs - und was nun?
    Eine Zusammenfassung von Ulrich Magin

    Ballester Olmos schließt nach 50 Jahren aktiver Forschung, dass 70 Jahre UFO-Forschung nichts gebracht haben – weil es kein UFO-an-sich zu erforschen gibt. „Ich befürchte, dass 70 Jahre Luftzwischenfälle, nahe Begegnungen, Radarkontakte, Fotos und Videos und weitere scheinbar erstaunliche Erfahrungen zusammengenommen nicht beweisen, dass sich [außerirdische] Besuche ereignet haben. Die Indizien reichen als Beweis einfach nicht aus. Um aber realistisch zu bleiben: Die Menschen werden den Mythos der Fliegenden Untertassen nicht aufgeben. [...] In der einen oder anderen Form wird es diese Mythologie auf ewig geben. Schließlich sind die bodenständigen Aufklärungen im Vergleich dazu langweilig und öde und nur für eine Handvoll Akademiker von Interesse. [...] nach 70 Jahren [...] ist alles, was wir haben, Berichte über ambivalente Phänomene, die unterschiedlich aussehen und sich jeweils anders verhalten. Die meisten Fälle, die interessant scheinen, haben sich vor Jahren ereignet, und keine der Tausende von sogenannten Landeereignissen hat je irgendeinen Beleg von Aussagekraft hinterlassen. Je weiter sie zurückliegen, desto mehr lesen sich die einst überzeugend wirkenden Fälle wie Anekdoten und Geschichten. Als Indizien für einen Besuch durch Außerirdische sind sie immer weniger glaubhaft. Ich möchte meine fünf Jahrzehnte eigener Forschung [...] mit einem Zitat von [...] Hilary Evans aus dem Jahr 1988 beenden: ‚Wenn wir etwas aus diesem wunderbaren Mythos lernen wollen, den wir selbst geschaffen haben, dürfen wir nie eine Tatsache aus dem Blick verlieren – dass es bloß ein Mythos ist.`“

    Thomas E. Bullard zeigt sich vorsichtig optimistischer, was UFOs und die Zukunft der UFO-Forschung angeht: „Ein Vergleich zweiter Samples mit Fällen mit UFO-Besatzungen zeigte bei den glaubwürdigeren Berichten deutlichere Präferenzen für Beschreibungsoptionen auf, als es bei den allgemeinen Meldungen der Fall ist. Diese Übereinstimmungen könnten auf kulturellen Faktoren beruhen, auf den Einstellungen des Untersuchers, oder eben auf echte Beobachtungen im Gegensatz zu reiner Einbildung. Zumindest halte ich diese Möglichkeit für untersuchungswert. Ein höchst lebendiger Mark Twain meinte einmal: ‚Die Gerüchte über meinen Tod sind stark übertrieben.‘ Dasselbe, über UFOs gesagt, ist vielleicht nahe an der Wahrheit, jedenfalls muss der 70. Jahrestag nicht das Ende der Geschichte sein. Vielleicht greife ich – wie ein wahrer Gläubiger – nach dem sprichwörtlichen Strohhalm, aber ich erkenne nach wie vor ein echtes Geheimnis inmitten von all dem Schutt und den Irrwegen, mindestens jedoch einen Weg für bislang noch nicht erforschte oder nur unzureichend erforschte Fragestellungen. Solange das noch so ist, sehe ich eine Zukunft für die Ufologie.“

    Zwar wurde 2017 der 70jährige Jahrestag der Kenneth Arnold-Sichtung in der UFO-Szene allgemein gewürdigt, jedoch vermissen kritische Untersucher eine notwendige Diskussion des Forschungsstands verbunden mit einer ggf. notwendigen Neuausrichtung der Forschungsbemühungen anhand konkreter Forschungsfragen und Hypothesen.

    ********************

    Als weiteres Beispiel möchten wir ausführlicher die seit mittlerweile 65 Jahren bestehende, dänische SUFOI zitieren, die eine umfassende Erfahrung und hohes Ansehen besitzt und auch Ansprechpartner des dänischen Verteidigungsministeriums ist. Die SUFOI hat anlässlich ihres 50- und 60jährigen Jubiläums (2007 und 2017) Publikationen zu ihrer Arbeit und den gewonnene Erkentnnissen und Schlussfolgerungen herausgegeben, die aus unserer Sicht die Situation treffend wiedergeben und die auch die Erkentnnisse vieler Kollegen aus dem In- und Ausland wiederspiegeln. Mit Erlaubnis der dänischen Kollegen möchten wir deren lesenswerten Statements zu den Jubiläen, die auf deren englischen Infoseite zugänglich sind, hier auf deutsch übersetzt wiedergeben. Die Publikation zum 50. ist auf dänisch frei verfügbar.

    50 Jahre mit UFOs
    - Schlussfolgerungen nach 50 Jahren Untersuchung von Berichten

    Die Scandinavian UFO Information (SUFOI) wurde im Jahr 1957 gegründet. Seitdem hat SUFOI rund 15.000 Berichte über ungewöhnliche Luftphänomene gesammelt und verarbeitet. Die Erfahrungen aus dieser Arbeit sind in dem Buch 50 år med ufoer (50 Jahre mit UFOs) zusammengefasst, das anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der SUFOI erschienen ist. Hier folgen die wichtigsten Schlussfolgerungen daraus.

    Berichte sind der Kern des Phänomens
    Unsere Kenntnisse über das UFO-Phänomen beruhen ausschließlich auf den mündlichen und schriftlichen Berichten über Beobachtungen von Luftphänomenen. Mit anderen Worten, die Berichte bilden den Kern des Phänomens, und wenn wir über UFOs sprechen, sind es tatsächlich die Berichte über UFOs, die wir diskutieren.

    Von der Zeugenaussage zur Erfahrung
    Die Berichte der Zeugen sind kein "objektives Zeugnis" über das beobachtete Phänomen. Vielmehr sind die Berichte Ausdruck persönlicher Erfahrungen. Sie sind daher immer eine Interpretation des Phänomens, das zu der Erfahrung des Zeugen geführt hat. Eine Interpretation, die in einigen Fällen sehr nahe an der tatsächlichen Erscheinung des Beobachteten liegt - in anderen sehr weit davon entfernt ist.

    Aus dieser Einsicht folgt, dass den Zeugen eine Schlüsselrolle bei der Analyse des UFO-Phänomens zukommt. Es ist von entscheidender Bedeutung zu untersuchen, inwieweit die Wahrnehmungspsychologie sowie psychologische und kulturelle Bedingungen die Erfahrungen der Zeugen beeinflussen.

    Ein Teil der Erfahrungen der Zeugen von Luftphänomenen sind ihre emotionalen und psychologischen Reaktionen. Die Zeugen reagieren sehr unterschiedlich - von besonnen und sachlich, über Nervosität oder leichter Unruhe, bis hin zu regelrechtem Schrecken und Panik. Es besteht jedoch nur ein schwacher Zusammenhang zwischen der Reaktion der Zeugen und der Frage, wie gut ihre Beobachtungen später erklärt werden können.

    Falsche Wahrnehmung ist ein häufiges Phänomen
    Falsche Wahrnehmungen - eine falsche Interpretation von Sinneseindrücken - sind sehr häufig bei Beobachtungen von Luftphänomenen. Dies gilt insbesondere für nächtliche Sichtungen, die den Großteil der SUFOI-Fälle ausmachen. Entfernungs- und Größeneinschätzungen sind meist falsch, aber auch die Eindrücke von Form und Bewegung sind oft falsch.

    Die Zeugen erleben die falsche Wahrnehmung als genauso "echt" oder "richtig", als wenn es eine "richtige" Wahrnehmung wäre. Ein falsches Urteil, z. B. über die Entfernung oder die Form des Phänomens, erscheint dem Zeugen genauso "wahr" wie eine richtige Beurteilung. In vielen Fällen ist die Erfahrung der Zeugen mit der falschen Wahrnehmung "gestört", was was ihren Versuch erschwert, das Gesehene zu identifizieren. Außerdem verstärkt in vielen Fällen die falsche Wahrnehmung die außergewöhnlichen und bizarren Merkmale des Zeugenerlebnisses, zum Beispiel, wenn ein Zeuge das Gefühl hat, von einem fernen Licht, wie einem Stern, verfolgt zu werden.

    Nicht alle Unstimmigkeiten zwischen der tatsächlichen Erscheinung eines Phänomens und der Erfahrung des Zeugen können als Ergebnis einer "normalen" falschen Wahrnehmung erklärt werden. In einigen Fällen gibt es ungewöhnlich große Abweichungen, was darauf hindeutet, dass psychologische und kulturelle Bedingungen eine Rolle spielen, wobei die Erfahrungen aus der SUFOI-Untersuchungsarbeit keine eindeutigen Rückschlüsse auf die Bedeutung der Psychologie zulassen.

    Kulturelle Einflüsse
    In bestimmten Fällen wird angenommen, dass kulturelle Vorstellungen über das UFO-Phänomen die Erfahrungen der Zeugen so einfärben, dass diese Erfahrungen deutlich von dem tatsächlichen Aussehen und Verhalten des Phänomens abweichen. In diesen Fällen besteht eine Tendenz, das Beobachtete zugunsten der vorherrschenden Vorstellungen von UFOs zu fehlinterpretieren. Dadurch wird das Gefühl der Fremdheit bei den Zeugen noch verstärkt.

    Falsche Verbindungen führen in die Irre
    In einer Reihe von bemerkenswerten Fällen stellen die Zeugen eine Verbindung zwischen mehreren voneinander unabhängigen Phänomenen her, die dann als ein Phänomen erlebt werden. Diese falschen Verbindungen machen die Erlebnisse der Zeugen sehr merkwürdig - nicht nur für die Zeugen selbst, sondern auch für die Ermittler der SUFOI. Solche Fälle sind daher schwer zu klären, und oft ist es nur eine gründliche Untersuchung und/oder reines Glück, die eine Erklärung zu Tage fördern. Allein aus diesem Grund ist davon auszugehen, dass es unter den ungeklärten Fällen mehrere gibt, die falsche Verbindungen beinhalten.

    Vielfältigkeit des IFO-Phänomens
    Wir sind täglich von unzähligen natürlichen und vom Menschen verursachten Phänomenen umgeben, die unter den richtigen Bedingungen zu "UFO-Erfahrungen" führen können. Die Mehrheit der SUFOI-Berichte lassen sich daher durch bekannte Phänomene erklären (auch als "IFO Phänomene" bezeichnet - IFO steht für Identifiziertes fliegendes Objekt).

    Aufgrund der Vielfalt der möglichen IFO-Phänomene ist es in den meisten Fällen nicht möglich, im Voraus zu bestimmen, welche Phänomene die Ursache für eine tatsächliche Sichtung sein könnten. Der Aufwand für die Identifizierung einer Beobachtung ist daher vergleichbar mit der Identifizierung eines Bildes aus einer begrenzten Anzahl von Fragmenten dieses Bildes - von denen einige durch falsche Wahrnehmung, kulturelle Einflüsse, psychologische Bedingungen usw. "verzerrt" sein können.

    Unter Berücksichtigung dieser Überlegungen muss es unter den ungeklärten Fällen zwangsläufig Ereignisse geben, die hätten ermittelt werden können, wenn der Ermittler Zugang zu den richtigen Informationen gehabt hätte. Wie viele Fälle das sind, lässt sich jedoch nicht feststellen. Außerdem bedeutet diese Erkenntnis, dass wir die Unterscheidung zwischen UFO- und IFO-Berichten aufgeben müssen, wenn wir unter "UFO-Berichten" Berichte über Phänomene verstehen, die "wirklich" außergewöhnlich sind und die sich wesentlich von den IFO-Phänomenen unterscheiden.

    Die vielen Gesichter des UFO-Phänomens
    Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Untersuchungen der SUFOI zeigen, dass es nicht nur eine, sondern sondern viele Erklärungen für die Erfahrungen der Menschen gibt, und dass diese an vielen Stellen gesucht werden müssen. Der Begriff "UFO-Phänomen" umfasst also eine Vielzahl von Phänomenen und Faktoren, die jeweils ihre eigene Rolle spielen. Einige davon betreffen eine große Anzahl von Beobachtungen (z.B. falsche Wahrnehmung), während andere für eine geringere Anzahl von Beobachtungen von Bedeutung sind. Zusammen bilden diese Phänomene und Faktoren alle Teile des Puzzles namens UFOs. Mit anderen Worten, das UFO-Phänomen hat "viele Gesichter"!

    Daraus folgt auch, dass jede einzelne Sichtungsmeldung als individuelle Meldung behandelt und verstanden werden sollte. Deshalb müssen wir in jedem einzelnen Fall durch eine gründliche Informationen klären, welche Phänomene und Faktoren möglicherweise bei der Sichtung eine Rolle gespielt haben könnten.

    Die Untersuchungsarbeit gibt keine endgültige Antwort auf die Frage: Was sind UFOs? Sie trägt jedoch eine große Anzahl von Elementen zur allgemeinen Erklärung des UFO Phänomens bei, indem sie die Bedingungen und Phänomene dokumentiert, die zu "UFO-Sichtungen" führen können.

    60 Jahre UFO-Forschung
    Auszüge aus UFOs – Mythen und Fakten

    Der UFO-Mythos ist ein interpretativer Bereich
    Die Menschen sind schon immer mit mysteriösen Luftphänomenen konfrontiert worden. In der zweiten Hälfte der 1940er und Anfang der 1950er Jahre gaben der Kalte Krieg und das kulturelle Klima diesen Phänomenen eine konkrete Form in Form von fliegenden Untertassen und später von UFOs, die als außerirdische Besucher interpretiert wurden - und das hat sich seitdem nicht wesentlich geändert.

    Von Kim Møller Hansen

    In den späten 1940er und frühen 50er Jahren widmete die US-Luftwaffe den UFO-Sichtungen und -Zeugen viel Aufmerksamkeit. Das Thema wurde respektiert und ernst genommen, als sich die Air Force damit befasste, Berichte über UFO-Begegnungen zu sammeln und Analysen des Phänomens durchzuführen. Im Laufe der Jahre wurde Project Blue Book zu einem selbstgemachten PR-Albtraum für die Air Force. Es besteht kein Zweifel daran, dass die Untersuchungen der Air Force und die Versuche der Behörden, die Sichtungen zu erklären, dazu beigetragen haben, Verschwörungsfans zu ermutigen.

    Es ist kein Zufall, dass wichtige Elemente des UFO-Mythos auf den Südwesten der USA, insbesondere New Mexico und Nevada, zurückgehen. Hier fungierten die Air Force und die CIA als Hebammen bei der Geburt des UFO-Mythos, als sie Skyhook-Ballons und die streng geheimen Flugzeuge des Kalten Krieges testeten, darunter die U-2, die A-12 Oxcart, Tarnkappenflugzeuge und zahllose fortschrittliche Waffensysteme. Die geheimen Versuche und Testflüge trugen wesentlich zur Entwicklung des UFO-Mythos bei.

    Offizielle Untersuchungen und Analysen des UFO-Mythos und das Berichtsmaterial von UFO-Organisationen auf der ganzen Welt zeigen eindeutig, dass es unzählige natürliche und von Menschen gemachte Phänomene und Objekte gibt, die entweder allein oder in Verbindung mit psychologischen, soziologischen, wahrnehmungsbezogenen und kulturellen Faktoren Auslöser für UFO-Begegnungen sein können, darunter auch solche, die sehr seltsam erscheinen. Abgesehen von den Weltraumwesen selbst, hat man festgestellt, dass alles zu UFO-Sichtungen führen kann. Oder mit anderen Worten: Es gibt absolut keinen Grund, auf außerirdische Raumschiffe, außerirdische Wesen und so weiter zurückzugreifen, um unsere Erfahrungen zu erklären. Wenn es eine vernünftige, plausible Erklärung gibt, warum dann zur unwahrscheinlichsten greifen, nämlich zu Besuchen aus anderen Welten?

    UFOs, die als Raumschiffe interpretiert werden, sind eine Frage des Glaubens. Viele Menschen haben offenbar das Bedürfnis zu glauben, dass wir besucht werden, vielleicht weil die Besucher ihnen die Hoffnung geben, dass die menschliche Rasse Teil von etwas Größerem ist - ein Mitglied einer universellen Familie.

    Die Fernsehserie Akte X hat Aussagen wie "Die Wahrheit ist da draußen", "Traue niemandem" und "Ich will glauben" zur Doktrin für viele UFO-Enthusiasten gemacht, die auch wissen wollen, welche UFO-Geheimnisse die Machtelite verbirgt. Aber die Enthusiasten sind selten an den Antworten interessiert, sie wollen lieber die Fragen offen halten.

    Aber ist die schiere Zahl der UFO-Sichtungen nicht ein zwingender Grund zu glauben, dass an dem ganzen Gerede etwas dran ist? In der Tat ist es ein Trugschluss zu behaupten, dass je mehr UFO-Sichtungen, desto stärker die Beweise, dass die Erde besucht wird. Eine solch überwältigende Anzahl von UFO-Sichtungen beweist keineswegs die Existenz von Außerirdischen, die die Erde besuchen, sondern zeigt lediglich, dass es relativ häufig zu Luftphänomenen kommt, die wir uns nicht sofort erklären können.

    Man kann sogar argumentieren, dass die große Zahl von UFO-Sichtungen der beste Beweis dafür ist, dass wir nicht besucht werden. Wenn wir davon ausgehen, dass jede UFO-Sichtung einem Besuch von Außerirdischen entspricht, dann würde die Erde jedes Jahr Tausende von Besuchen erhalten, und zwar, nach Zeugenaussagen zu urteilen, in verschiedenen Schiffen, die von Piloten gesteuert werden, deren Aussehen von insektenähnlichen Kreaturen über kleine, böse und sexbesessene Wesen mit übergroßen Köpfen und starrenden Augen bis hin zu sanften, menschengroßen, blonden Außerirdischen, die telepathisch motivierende Botschaften zur Unterstützung der menschlichen Rasse übermitteln. Darüber hinaus kommunizieren diese fortgeschrittenen Außerirdischen, die eine Technologie kontrollieren, die Lichtjahre lange Reisen ermöglicht, mit der menschlichen Rasse durch primitive Piktogrammbotschaften in Maisfeldern, führen endlose genetische Tests an unseren Haustieren und fast wie am Fließband wiederholt Klonexperimente an entführten Menschen durch.

    In einer Welt, in der Menschen die Bausteine des Lebens aus DNA-Fragmenten abbilden können, erscheint es albern, dass "Wir-können-dich-durch-Wände-beamen"-Außerirdische sich immer noch einen Spaß daraus machen, Sonden in die Nasen entführter Personen zu stecken und an den Geschlechtsteilen ihrer Opfer herumzudoktern. Wenn man alle UFO-Berichte unkritisch für bare Münze nimmt, dann leben wir in einer völlig verrückten Welt! Außerdem, wenn so viele Raumschiffe in unserer Atmosphäre herumtuckern, ist es sehr seltsam, dass es nicht einen einzigen Beweis für ihre Existenz gibt.

    Die Analyse von Tausenden von UFO-Sichtungen zeigt, dass, wenn eine Erklärung für ein scheinbar unerklärliches Ereignis gefunden wird, die Lösung nicht immer nur auf das Geschick, die Gründlichkeit und das Wissen des Untersuchers über Luftphänomene, falsche Wahrnehmungen usw. zurückzuführen ist, sondern auch auf eine nicht unerhebliche Portion Glück und ein gewisses Maß an Zufälligkeit. Ein solches Glück oder ein solcher Zufall ist nicht immer vorhanden, und trotz guter und gründlicher Ermittlungen kann es vorkommen, dass ein Fall ungelöst bleibt. Vielen Menschen fällt es schwer, dies zu akzeptieren, aber es ist eine Tatsache. Man muss einfach akzeptieren, dass es Ereignisse gibt, die trotz aller Bemühungen hier und jetzt nicht angemessen erklärt werden können - ohne dass dies bedeutet, dass etwas Geheimnisvolles oder Übernatürliches im Spiel sein muss.

    Die Geschichte des UFO-Mythos zeigt - zum Beispiel, wenn alte Archive veröffentlicht werden und neue Daten das Licht der Welt erblicken oder wenn neue Sichtungen an UFO-Organisationen gemeldet werden - dass das, was heute rätselhaft und unerklärlich erscheint, morgen erklärt werden kann und unser Wissen über uns selbst und unsere Umgebung erweitern kann.

    Die Geschichte des Mythos zeigt auch, dass die Akteure jedes Jahrzehnts versuchen, diese Begegnung mit dem Unbekannten so zu interpretieren, dass sie kulturell akzeptabel ist. Die Antworten sind nicht, wie in der Fernsehserie The X-Files, sondern in uns selbst und in unserer unmittelbaren Umgebung zu finden. Wenn wir eines Tages die Antwort auf die Frage "Gibt es intelligentes Leben im Weltall?" erhalten sollten, wird sie nicht von einer UFO-Organisation oder UFO-Enthusiasten kommen, sondern wahrscheinlich von der Astronomie und der Weltraumforschung.

    Wir erleben die Welt so, wie wir es glauben oder wie wir sie uns wünschen
    Viele UFO-Enthusiasten haben festgestellt, dass sie, je mehr UFO-Sichtungen sie untersuchten und je mehr sie sich mit dem UFO-Mythos beschäftigten, sich immer mehr vom Glauben an Besucher aus dem All entfernten. Es geht nicht um die Lösung eines Rätsels (d. h. um die Suche nach einer Antwort auf die Frage "Werden wir vom Weltall besucht?"), sondern um die Erforschung der vielen verschiedenen Phänomene und Ereignisse, die zu UFO-Begegnungen führen können. Wir erleben die Welt so, wie wir es glauben oder wie wir sie uns wünschen, und das spiegelt sich im Berichtsmaterial deutlich wieder.

    Auch wenn die Arbeit des SUFOI zu dem Schluss geführt hat, dass die Erde nicht aus dem Weltraum besucht wird, erforscht die Organisation das UFO-Phänomen weiter. Erstens sind wir daran interessiert zu verstehen, was normale Menschen erleben und warum wir Luftphänomene (Flugzeuge, Fallschirmfackeln, Himmelslaternen, Meteore, brennenden Weltraumschrott, den Mond, Sterne usw.) als Besuche aus dem Weltraum interpretieren. Zweitens wollen wir die Entwicklung des UFO-Mythos weiter analysieren, verstehen und interpretieren.

    So wie in der Grafik links stellen sich viele Menschen eine UFO-Begegnung vor, aber das ist sehr weit von der Realität entfernt.

    Die Wahrheit liegt nicht da draußen, wie es bei Akte X heißt, sondern viel mehr auf der Erde. Dies und die Arbeit der SUFOI sind die Themen von "UFOs - Mythen und Fakten".

    Referenzen
    Webseite der SUFOI Dänemark
    Englische Sektion der SUFOI
    Buch "50 Jahre mit UFOs" als PDF (dänisch)

    Immer wieder gibt es auch Videoaufnahmen seitens luftgestützter Überwachungssystemen an Flugzeugen oder Hubschraubern von unbekannten Objekten, die aufgrund zusätzlicher Metadaten im Video die Möglichkeit eröffnen, eine genauere Analyse der Flugbewegung durchzuführen. So kann eine mögliche herkömmliche Erklärung auf ihre Plausibilität geprüft werden, bevor man auf anomalistische Modelle ausweicht.

    Chris Clarke hat in einem Artikel diese Modellierung vorgestellt und am Beispiel des bekannten FLIR-Videos eines Objektes über Aguadilla auf Puerto Rico eine entsprechende Analyse durchgeführt, die die Plausibilität der Himmelslaternen-Erklärung bestätigt.

    Sein Artikel dazu erschien in der Zeitschrift SUNlite, den wir dank der Erlaubnis des Herausgebers Tim Printy hier in deutscher Übersetzung wiedergeben.

    Eine Methode zur Modellierung linearer UAP-Bewegungen aus Videos luftgestützter Überwachungssystemen
    von Chris Clarke, November 2021

    Zusammenfassung

    Hintergrund: In den letzten Jahren gab es zahlreiche Fälle von unidentifizierten Objekten, die von luftgestützten Überwachungs- und Zielsystemen auf Video aufgezeichnet wurden. Diese Fälle bieten eine ausgezeichnete Gelegenheit für weitere Analysen, aufgrund von Metadaten, die als Text-Overlay auf dem Video angezeigt werden. Die Merkmale der UAP-Bewegungen lassen sich oft aus den Videoaufnahmen ableiten oder schlussfolgern. Die Beschaffenheit der Infrarotbilder und der Parallaxeffekt können jedoch für den flüchtigen Betrachter verwirrend sein. Die Verfügbarkeit der zugehörigen Kamera-Metadaten ermöglicht einen objektiven und analytischen Ansatz, um das Flugverhalten des UAPs zu bestimmen. Über die Art der Bewegung dieser Objekte wird oft diskutiert, wobei es zwei Hauptthesen gibt:

    1. Das Objekt bewegt sich linear, mit einer prosaischen Erklärung, wahrscheinlich durch den Wind getrieben.

    2. Das Objekt bewegt sich auf eine außergewöhnliche und unerklärliche Weise.

    Da Punkt 1 eine leicht zu erklärende Antwort auf die Frage nach dem Modell des Objekts liefert, sollte sie zunächst gründlich auf ihre Gültigkeit geprüft werden, bevor man dazu übergeht, die Bewegung mit außergewöhnlichen Mitteln zu erklären.

    Ziel: In diesem Aufsatz soll eine Methode vorgestellt werden, mit der zunächst festgestellt werden kann, ob sich ein Objekt, das von einer sich bewegenden, luftgestützten Plattform auf Video aufgenommen wurde, wie man es erwarten würde, wenn es vom Wind getrieben wird. Kann nicht nachgewiesen werden, dass sich das Objekt so bewegt, als ob es vom Wind getrieben würde, ist eine weitere Untersuchung seiner Bewegung gerechtfertigt. Im weiteren Verlauf wird die Methode auf die Analyse eines wohlbekannten UAP-Falls angewandt.

    Erstellen eines Modells

    Das einfache Modell: Der erste Schritt bei der Analyse der Bewegung eines Objekts besteht darin, ein Modell der untersuchten Situation zu erstellen. In diesem Fall handelt es sich um ein Flugzeug, das über die Erde fliegt, und ein unbekanntes Objekt, das sich ebenfalls im freien Raum bewegt. Das Modell muss eine Reihe von Variablen enthalten, die sich während der Dauer des Videos ständig ändern:

    1) Die Position des Flugzeugs (die aus dem Metadaten-Overlay ermittelt wird)

    2) Der Schnittpunkt der Sichtlinie der Kamera mit dem Boden (aus dem Metadaten-Overlay)

    3) Die Windgeschwindigkeit und -richtung (aus den Wetterberichten)

    4) Die Position des Objekts (ist eine unbekannte Variable und kann aus den anderen Variablen abgeleitet werden)

    Bei diesem Ausgangsmodell handelt es sich um eine einfache Version, bei der das Objekt und das Flugzeug einem linearen Weg mit derselben Geschwindigkeit folgen. Es ist zu erkennen, dass sich die Zielposition mit der Bewegung des Flugzeugs und des Objekts bewegt. In diesem Beispiel ist die Richtung der Bewegung bekannt, da sie die gleiche ist wie die Bewegung des Flugzeugs (s. Abb. 1).

    Durch die Verwendung von drei Sichtlinien und der Flugrichtung des Flugzeugs als vierte Linie kann ein gemeinsamer Punkt entlang der Bewegungsrichtung bestimmt werden, da die Bewegungsrichtung bekannt ist und mit der Bewegung des Flugzeugs übereinstimmt (s. Abb. 2).

    Um den Weg des Objekts zu berechnen, können wir das Modell so drehen, dass der Beobachter nun entlang der Bahn des Objekts auf denselben Kurs wie das Flugzeug schaut. An diesem Beobachtungspunkt schneiden sich die Sichtlinien in einem gemeinsamen Punkt. Dies ermöglicht es, die Bewegungsrichtung des Objekts zu bestätigen und ableiten, ob das Objekt eine Höhenänderung aufweist

    Außerdem können wir die Entfernung vom ersten Punkt über den zweiten zum dritten Punkt messen, was uns die gesamte lineare Bewegungsstrecke des Objekts liefert. In Verbindung mit der Zeit, zu der die Kamera diese Punkte in den Metadaten des Videos aufgenommen hat, können wir die Geschwindigkeit berechnen, mit der sich das Objekt sich entlang der Linie bewegt.

    Natürlich ist dies ein sehr einfaches Beispiel und reale Situationen können komplexer sein. Überwachungsflugzeuge fliegen in der Regel mit Geschwindigkeiten zwischen 200 bis 300 Knoten und werden daher ein vom Wind getriebenes Objekt wahrscheinlich nicht auf diese Weise verfolgen. Sie neigen dazu, ein sich langsam bewegendes Objekt zu umkreisen, um es in einem geringen Abstand und in ihrer Sichtlinie zu halten.

    Moderne elektro-optische Kanzeln sind in der Lage, Bilder in 360° aufzunehmen, so dass dies die Fähigkeit der Kameraleute, das Objekt kontinuierlich zu verfolgen, nicht beeinträchtigt. Betrachten wir nun ein komplexeres Beispiel, bei dem sich das Flugzeug auf einer kreisförmigen Flugbahn um ein Objekt bewegt, das eine langsame, lineare Bewegung hat.

    Methodik

    Das komplexe Modell: In diesem Beispiel zeigt das Modell wieder ein Objekt, das sich linear bewegt, aber dieses Mal bewegt sich das Flugzeug auf einer kreisförmigen Umlaufbahn um das Objekt. Während der gesamten Umlaufbahn verfolgt das Überwachungssystem das Objekt. Dies stellt ein Problem für die Analyse dar, da die Bewegung des Flugzeugs nicht parallel zum Objekt verläuft und daher seine Bewegungsrichtung nicht als dieselbe angenommen werden kann. Dieses Problem wird durch die Verwendung einer vierten Sichtlinie zur Bestimmung des Schnittpunkts überwunden.

    Wenn die Position des Beobachters so gedreht wird, dass ein Schnittpunkt der vier Sichtlinien entsteht, kann man wie im ersten Beispiel davon ausgehen, dass dies die Richtung der Bahn des Objekts ist. Diese Methode ist in Abb. 3 und Abb. 4 dargestellt.

    Auch hier können wir, wie beim einfachen Modell, die Entfernung vom ersten Punkt durch jeden der anderen Punkte messen, um die Entfernung zu ermitteln, die das Objekt während der Dauer des Videos zurücklegt. Korreliert man dies mit der Zeit, zu der die Kamera diese Punkte in den Metadaten des Videos aufgenommen hat, kann man die Geschwindigkeit berechnen, mit der sich das Objekt entlang der Linie bewegt.

    Wir können nun die Bewegungsrichtung und die Geschwindigkeit bestimmen, mit der sich das Objekt bewegt hat.

    Validierung des Pfades: Um zu überprüfen, ob das Ergebnis mit der Hypothese übereinstimmt, dass das Objekt vom Winde getrieben wurde, können wir die Richtung und Geschwindigkeit des Objekts mit den lokalen Wetterbeobachtungen zum Zeitpunkt der Sichtung vergleichen. Wenn das Objekt einfach vom Winde getrieben wird, sollte es mit den örtlichen Windverhältnissen genau übereinstimmen. Es ist jedoch zu beachten, dass Objekte, die in einer bestimmten Höhe treiben, geringfügig von dem am Boden gemessenen Wind abweichen können.

    Modellierung von Beispielen aus der Praxis

    Das Aguadilla-UAP: Im Jahr 2013 wurde ein Video aufgenommen, das dem Bericht zufolge ein unbekanntes Objekt zeigt, das über dem Flughafen von Aguadilla auf der Insel Puerto Rico manövriert. Eine anschließende Analyse des Videos ergab, dass das Objekt außergewöhnliche Merkmale aufwies und nicht mit einer einfachen Erklärung beschrieben werden konnte. Das Video zeigt die Aufnahmen des Ereignisses, das mit der Infrarotkamera einer L-3 Wescam X-15 Überwachungskanzel auf einem DHC-8 Flugzeug des US-Heimatschutzministeriums aufgenomen wurde. Mit dem Video verknüpfte Metadaten wie die Position des Flugzeugs, Höhe und Kurs sowie die Uhrzeit werden als Text über das Bild eingeblendet.

    In der Mitte des Videos befindet sich das Fadenkreuz des Visiers, das die Sichtlinie anzeigt, die vom Flugzeug entlang der Mitte des Sichtfeldes der Kamera projiziert wird. Diese Sichtlinie wird zur Berechnung der Positionsdaten des Visiers (manchmal auch "Zielposition" genannt), durch Schneiden der Linie mit einem digitalen Modell der Erdoberfläche, verwendet. Diese Bodenzielposition wird ebenfalls auf dem Overlay angezeigt. Diese Daten ermöglichen ein Modell zu erstellen, wie es zuvor beschrieben wurde. Die Metadaten wurden aus jedem Einzelbild des Videos extrahiert und stehen im Internet zum Download bereit.

    Anwendung von Beispielen aus der Praxis

    Modellierung in Google Earth: Mithilfe der im Bildschirm-Overlay verfügbaren Metadaten können wir die Längen- und Breitengrade sowie die Höhenpunkte für die Flugroute des Flugzeugs extrahieren. In ähnlicher Weise können wir die Bodenzielpunkte für die Sichtlinie der Kamera im gesamten Video extrahieren.

    Die Metadaten können mit Google Earth visuell modelliert werden. Abb. 6 zeigt das Gebiet von Aguadilla in Puerto Rico mit dem Flugweg des Flugzeugs und den 35 Sichtlinien von der Kamera zum Boden in 3 Dimensionen gezeichnet. Die Sichtlinien umfassen die Zeitcodes 01:22:08 bis 01:24:57, insgesamt also 209 Sekunden. So erhalten wir einen Gesamtüberblick über das aufgezeichnete Ereignis und ein großes Muster der Sichtlinien, aus dem wir Beobachtungen und Schlussfolgerungen ziehen können.

    Nach der Erstellung des Modells können wir nun die Position des Beobachters an einen Punkt drehen, an dem sich alle Sichtlinien schneiden, so wie es zuvor im Modell gezeigt wurde (s. Abb. 7). Dadurch können wir die potenzielle Bewegungslinie des Objekts bestimmen. Diese Bewegungslinie, oder dieser Vektor, hat eine Richtungskomponente und eine Geschwindigkeitskomponente, die berechnet wird durch die Division der Länge der Linie und der Zeit, die zwischen dem ersten und letzten Punkt auf der Linie liegt.

    In Abb. 8 wurde die Anzahl der Sichtlinien der Übersichtlichkeit halber auf vier reduziert. Nun kann ein Vektor vom Schnittpunkt der ersten Kamera-Sichtlinie mit der Objektbewegungs-Sichtlinie zu einem ähnlichen Schnittpunkt auf der letzten Sichtlinie gezeichnet werden. Diese neue Linie, die in rot dargestellt ist, ist eine Annäherung an den linearen Weg, den das Objekt genommen haben könnte. Sie wurde hier mit Start und Ende beschriftet und zeigt, dass es sich in südwestlicher Richtung bewegte, wobei es in einer Höhe von 305 m (1000 ft) startete und in einer Höhe von 210 m (689 ft) endete.

    Mit dem Linienmesswerkzeug in Google Earth können wir die Länge und die Richtung der Spur des Objekts bestimmen. Abb. 9 zeigt, dass die Spur 1,173 km lang war, in Richtung 237°, was der Himmelsrichtung WSW entspricht. Wir wissen auch, dass die Zeit, die das Objekt vom Start- zum Endpunkt benötigte, 209 Sekunden beträgt. Mit der einfachen Gleichung "Geschwindigkeit gleich zurückgelegter Strecke geteilt durch die benötigte Zeit" können wir berechnen, dass sich das Objekt mit 12,5 mph bewegt hat. Das Linienmesswerkzeug von Google Earth zeigt, dass die Richtung der Bewegung WSW war, was einem ENE-Wind entspricht, der aus einer Richtung von 57° weht.

    Validierung der berechneten Geschwindigkeit und Richtung

    Überprüfung der historischen Wetterdaten: Die berechnete Geschwindigkeit und Richtung muss nun überprüft werden, um zu sehen, ob sie mit der aufgezeichneten Windgeschwindigkeit und -richtung zum Zeitpunkt der Sichtung übereinstimmt. Die historischen Wetterdaten können von weatherunderground.com bezogen werden. Für die Zeit des Videos aus Aguadilla zeigen die Wetteraufzeichnungen, dass der Wind in Bodennähe zwischen 050° und 060° und zwischen 11 und 12 Knoten (21,3 km/h) wehte. Die Richtung ONO entspricht einer Kompasspeilung von 67°.

    Der Vergleich der aufgezeichneten Wetterdaten zeigt, dass die berechnete Bewegung des Objekts im Allgemeinen mit der Windgeschwindigkeit und -richtung und der erwarteten Bewegung übereinstimmt.

    Mit Google Earth ermittelte Bewegung = 067° bei 20 km/h

    Erwartete Bewegung, wenn vom Wind getrieben = 055° bei 21 km/h.

    Der Vergleich der aufgezeichneten Wetterdaten zeigt, dass die berechnete Bewegung des Objekts im Allgemeinen mit der Windgeschwindigkeit und -richtung und der erwarteten Bewegung übereinstimmt. Dies deutet darauf hin, dass es sich bei dem im Aguadilla-Video zu sehenden Objekt höchstwahrscheinlich um ein Objekt war, das leichter als Luft war und zu diesem Zeitpunkt vom Wind angetrieben wurde.

    Zusammenfassung

    Rekapitulierung der Methode: In diesem Beitrag wurde eine Methode vorgestellt, mit der sich die Flugbahn von Flugobjekten ableiten lässt, die von luftgestützten Überwachungssystemen aufgezeichnet wurden. Diese Methode ist nur möglich, wenn die Metadaten des Flugzeugs und der Bodenspur auf dem Bildschirm eingeblendet werden und wenn lokal aufgezeichnete historische Wetterdaten verfügbar sind. Darüber hinaus ist die Methode nur auf Objekte anwendbar, deren Bewegungen darauf hindeuten, dass sie vom Wind getrieben werden könnten, d.h. auf einen sich langsam bewegenden, linearen Pfad. Die Methode verwendet die Gesamtansicht des aufgezeichneten Ereignisses und die Sichtlinien, um zu zeigen, wo ein linearer Pfad abgeleitet werden kann. Dieser lineare Pfad wird dann in Länge und Richtung gemessen, um die Geschwindigkeit und den Kurs zu berechnen, die ein Objekt auf diesem Pfad haben würde. Diese Geschwindigkeit und Richtung wird dann mit der aufgezeichneten Windgeschwindigkeit und -richtung zum jeweiligen Zeitpunkt verglichen. Anschließend kann beurteilt werden, ob die abgeleitete Bewegung und die auf dem Video zu sehende Bewegung mit den Wetterbedingungen übereinstimmen und somit einen guten Hinweis darauf geben, ob das Objekt außergewöhnlich ist oder nicht.

    Bewertung des Aguadilla-UAP: In diesem Beitrag wurde der UAP-Fall untersucht, der 2013 in Aguadilla, Puerto Rico, aufgezeichnet wurde. Anhand der Metadaten im Video und der historischen Wetterdaten wird gezeigt, dass das mit der Methode in dieser Präsentation erstellte Modell die Hypothese unterstützt, dass die Bewegung des Objekts langsam und linear war. Außerdem war die lineare Bewegung so, wie sie für ein Objekt zu erwarten wäre, das mit dem Wind driftet.

    Vergleich mit anderen Bewertungen: Es gibt zahlreiche andere Untersuchungen, die nach der Analyse des Aguadilla-Videos zu ähnlichen Erkenntnissen gelangen. Die erste, die bekannt wurde, war der Bericht von Ruben Lianza aus dem Jahr 2017, der nahelegte, dass es sich bei dem Objekt wahrscheinlich um eine chinesische Laterne die von einer nahegelegenen Hochzeitsfeier aus gestartet wurde. Die hier gezeigte Methode demonstriert, dass seine Hypothese mit einem detaillierten Modell des Ereignisses vereinbar ist.

    Danksagungen und Referenzen

    1. Quelle für Flugzeugspur und Visierkoordinaten:
    https://www.abovetopsecret.com/forum/thread1081830/pg1
    2. Original Aguadilla-Video auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=1U2sbcMVb28
    3. http://www.astronomyufo.com/UFO/SUNlite8_4.pdf
    4. http://www.astronomyufo.com/UFO/SUNlite7_6.pdf
    5. http://www.ogimet.com/display_metars2.php?lang=en&lugar=TJBQ&tipo=ALL&ord=REV&nil=SI&fmt=html&ano=2013&m
    es=04&day=26&hora=20&anof=2013&mesf=04&dayf=26&horaf=22&minf=59&send=send

    Quelle: SUNLite 14(1), Januar-Februar 2022

    Hier ergänzend das original Aguadillo-Video direkt zum Anschauen:

    Seite 3 von 34

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