"Sind Aliens real?" "Das ist eine tolle Frage."

Wie mittlerweile bekannt ist, tritt der derzeitige Direktor des US-UAP-Büros AARO, Dr. Sean Kirkpatrick, im Dezember diesen Jahres von seiner Position zurück, was in der UFO-Szene zu manchen Spekulationen über die Hintergründe führte. Waren es unzufriedene Lobbyisten unter den Abgeordneten, die sich mehr Transparenz und Enthüllungen wünschen? Oder haben die vielfach thematisierten Whistleblower um David Grusch den Ausschlag gegeben? Stecken doch Außerirdische hinter den UAP-Vorfällen? Zu diesen und anderen Fragen gab Kirkpatrick ein interessantes Interview der Plattform Politico, aus dem wir hier auszugsweise zitieren.

Vor 18 Monaten trat Kirkpatrick als Direktor der AARO an, um die mittlerweile als „nicht identifizierte anomale Phänomene“, kurz UAP, bezeichneten Objekte am Himmel zu untersuchen, die vor allem auch von Militärpiloten beobachtet haben. Kirkpatrick richtete ein System zum Sammeln von Daten ein, ging Hunderte von gemeldeten UFO-Sichtungen nach und wehrte sich gegen Whistleblower-Behauptungen, die Regierung habe ein Programm zur Bergung und zum Reverse-Engineering abgestürzter oder gelandeter außerirdischer Raumschiffe vertuscht. Das Pentagon habe ein echtes Interesse daran, den starken Anstieg nicht identifizierter Flugobjekte zu entschlüsseln. Und wenn es sich nicht um Außerirdische handelt, könnte es sich um ausländische Gegner handeln, die unglaublich neue Bedrohungen darstellen. Gerade Letzteres wurde zuletzt erneut in den Medien aufgegriffen und als Hinweis auf mögliche Außerirdische interpretiert.

Als Physiker und jahrelang im Verteidigungs- und Geheimdienstbereich tätig, galt Kirkpatrick als idealer Kandidat, der auch offen die die Möglichkeit außerirdischen Lebens ist und auch mit einem gemeinsamen Papier mit dem Astronomen Avi Loeb für Aufregung sorgte, in dem über außerirdische Mutterschiffe nachgedacht wurde. Wobei sein Fazit sich darin vor allem auf die Wissenschaft konzentriert. Auch ist Kirkpatrick noch nicht mit dem Thema UAP durch.

Zu den Gründen seines jetzigen Rücktritts gab Kirkpatrick an, dass das von vorneherein von seiner Seite aus so geplant gewesen war und er derzeit noch einige Aufgaben erledigen wolle, darunter den noch ausstehenden Bericht mit einem historischen Rückblick.

Als ich den Job annahm, versprach ich, dass ich ein Jahr lang arbeiten würde und wir uns neu bewerten würden. Ich habe beschlossen, bis zum Ende dieses Jahres zu bleiben, weil ich noch ein paar Dinge erledigen muss.

Eines davon ist die Fertigstellung des ersten Bandes des historischen Rückblicks [gesetzlich vorgeschrieben] , der wirklich alle Interviewpartner umfasst, die zu uns gekommen sind, um mit uns zu sprechen. Und das dann als „Hier ist, was wir beweisen konnten, dass es wahr ist, hier ist, was wir beweisen konnten, dass es nicht wahr ist“, als ein sehr gründliches und objektives Forschungsprodukt. Die gesetzliche Verpflichtung für den historischen Bericht ist erst im Juni nächsten Jahres fällig. Aufgrund des Wunsches nach schnellerer Transparenz habe ich beschlossen, dass wir einen Band Eins machen, und dann wird Band Zwei nächstes Jahr geliefert. Band Eins behandelt alles bis vor etwa einem Monat. In Band zwei wird alles behandelt, was neu ist, seit wir die Schaltfläche „Melden“ auf unserer Website aktiviert haben .

Er wurde damals gebeten, seinen Ruhestand für diese Aufgaben und seine festgelegten Ziele zu verschieben. „Es ist ungefähr 18 Monate her. Ich bin bereit, weiterzumachen. Ich habe alles erreicht, was ich versprochen hatte.“

Angesprochen auf Veränderungen durch den anstehenden Wechsel an der Spitze, geht Kirkpatrick davon aus, dass es keine große Umgestaltung geben wird und das Team seine Arbeit im vorgegebenen Rahmen weiter fortführen und sicherstellen wird.

Spannend wurde es dann, inwieweit die vergangenen Kontroversen, um die Aussagen des Whistleblowers Grusch, der Affäre um den chinesischen Spionageballon oder der Verzögerung bei der AARO-Website, mit zum Rücktritt beigetragen haben, was Kirkpatrick verneinte.

Nein, das sind alles erwartete Herausforderungen. Der Ballon ist ein sehr interessanter Fall, in dem die US-Regierung versucht, die Unterschiede zwischen einer bekannten Anomalie und einer unbekannten Anomalie zu verstehen. Unsere Aufgabe ist schwieriger als "Hey, da ist ein chinesischer Spionageballon, weißt du, was das ist? Was macht er?" Das ist nicht unsere Aufgabe. Unsere Aufgabe ist es, die Unbekannten und das, was da sein könnte, zu verstehen. Was sind die Möglichkeiten, die uns bedrohen? Und wie kommen wir an sie heran? Wie wende ich technische Gründlichkeit an, um diese "Jagd"-Mission zu erfüllen, wenn Sie so wollen?

Die Kontroverse um die Website beruht wirklich auf Bürokratie, anders kann man es nicht sagen. Es hat so lange gedauert, sie zum Laufen zu bringen, weil es so schwierig ist, etwas durch die Einrichtung zu bekommen, wo jeder in der Lage sein muss, es zu sehen und sicherzustellen, dass es alle seine speziellen Anforderungen erfüllt. Übrigens handelt es sich hier um eine Website der US-Regierung, bei der es um Datenschutz, Transparenz und die Verwendung der Daten geht. Wir müssen sicherstellen, dass wir all diese Vorschriften und Gesetze einhalten, und das braucht Zeit.

Recht deutlich äußerte er sich dann zum Thema Whistleblower, was in der Ufologenszene immer wieder zu spekulativen und teils schon verschwörungsideologischen Vermutungen führt:

Die Whistleblower sind eine interessante Sache. Es haben sich inzwischen mehr als 30 Personen bei uns gemeldet. Wir sind jedem einzelnen von ihnen nachgegangen, jeder einzelnen Geschichte, jedem Hinweis, der uns stichhaltige Beweise lieferte, denen wir nachgehen konnten.

David Grusch ist ein einzigartiger Fall, denn er hat sich geweigert, mit uns zu sprechen und uns Informationen zu geben. Wir können ihn immer noch nicht dazu bringen, sich zu melden. Ich habe fünf verschiedene Leute, die mit ihm gesprochen haben, um ihn dazu zu bringen, sich zu melden. Die Antworten reichten von "Wir sind nicht befugt" über "Es würde seinen Schutz als Informant gefährden" bis hin zu "Warum können wir die Informationen, die er weitergegeben hat, nicht einfach von der IG bekommen?" Das sind alles Ausreden, die ich gehört habe, um nicht zu uns zu kommen. Und das war eine Herausforderung, denn jetzt stehen wir kurz vor der Veröffentlichung von Band eins des historischen Rückblicks, der meines Erachtens die meisten der Personen enthält, mit denen er gesprochen hat, aber ich kann das nicht zu 100 Prozent sagen, weil ich nicht weiß, was er zu haben glaubt. Wenn er Beweise hat, muss ich wissen, welche das sind.

Zu seinen größten Erfolgen als Direktor der AARO zählt Kirkpatrick die Institutionalisierung der Untersuchung der Anomalien und den Aufbau mehrerer Bereiche, wie dem Analyse- und Operationsbereich, den Wissenschafts- und Technologiebereich, sowie dem Bereich für die strategische Kommunikation.

Ferner erwähnte er den Aufbau eines analytischen Rahmenwerks für den Umgang mit diesen Beobachtungen und die starke Standardisierung, die zur vermehrten Lösung der gemeldeten Fälle führt. Er hebt dazu auch die Standardisierung auf operativer Ebene hervor, was die Reaktion auf derartige Vorfälle angeht und die Erfassung und Speicherung von Daten, was er bislang als Problem betrachtete.

Im Bereich Wissenschaft und Technologie stellt sich die Frage, wie man all diese Sensoren überprüft und sicherstellt, dass wir verstehen, wenn eine F-35 oder eine F-22 oder ein Bodenradar ein anormales Objekt erfasst, woher wir wissen, dass es sich nicht um ein normales Objekt handelt, das man einfach nicht kalibriert hat. Wir haben eine Kampagne mit diesen Sensoren durchgeführt, um sicherzustellen, dass wir jedes einzelne der unbekannten Objekte mit ihnen messen. Und wir setzen diese Daten in zusätzliche Modelle, Simulationen und Schulungen für die Bediener um, so dass wir Fehlalarme reduzieren können. Außerdem führen wir eine Kampagne zur Erfassung von Mustern im realen Leben durch: Wir verstehen, was normal ist, damit wir verstehen können, wann eine anomale oder abnormale Spitze und Aktivität auftritt.

Kirkpatrick erläuterte dann auch erneut sein Verständnis eines UAP, das erstmal nicht zwangsläufig auch etwas Anomales sein muss:

Wenn ich auf die grundlegende Definition eines UAP [unidentifiziertes anomales Phänomen] zurückgreife, die wir in das Gesetz geschrieben haben, handelt es sich um ein unbekanntes Objekt, das vom Sensor oder den Menschen, die es beobachten, zunächst nicht verstanden wird. Das bedeutet nicht, dass es nicht verständlich ist. Es bedeutet nur, dass man anfangs, wenn man es ansieht, vielleicht nicht versteht, was das ist.

Menschen sind optischen Täuschungen unterworfen, Sensoren können getäuscht oder gefälscht werden oder einfach nur Fehler aufweisen. All das in der realen Welt zu verstehen, ist ein sehr schwieriges Unterfangen. Es ist schwierig, Wissenschaft und Technologie auf die reale Welt anzuwenden. In einem Labor ist das leicht zu bewerkstelligen.

Schließlich wurde er danach gefragt, ob es wirklich Außerirdische gibt:

Das ist eine tolle Frage. Ich liebe diese Frage. Erstens: Das Beste, was man bei diesem Job erreichen kann, ist zu beweisen, dass es Außerirdische gibt, richtig? Denn wenn wir nicht beweisen, dass es Außerirdische gibt, dann finden wir Beweise dafür, dass andere Leute in unserem Hinterhof Dinge tun. Und das ist nicht gut.

Zweitens aus wissenschaftlicher Sicht: Die wissenschaftliche Gemeinschaft wird zustimmen, dass es statistisch invalid ist zu glauben, dass es im Universum kein Leben gibt, so groß das Universum auch ist und wie viele Galaxien, Sonnensysteme und Planeten es gibt. Ein Teil der NASA-Mission besteht darin, nach diesem Leben zu suchen. Die Wahrscheinlichkeit jedoch, dass dieses Leben intelligent ist und die Erde gefunden hat und auf die Erde gekommen ist und wiederholt in den Vereinigten Staaten abgestürzt ist, ist nicht sehr wahrscheinlich.

Wenn Sie mit der NASA oder der Europäischen Weltraumorganisation über die Suche nach Leben im Universum sprechen, ist das eine sehr objektive, wissenschaftlich fundierte Diskussion und ein Diskurs. Wenn man sich dem Sonnensystem nähert, etwa in der Nähe des Mars, wird diese Diskussion zur Science-Fiction. Und wenn man noch näher an die Erde herankommt und in die Erdatmosphäre eindringt, wird sie zur Verschwörungstheorie.

Wir müssen das Niveau der [öffentlichen] Diskussion ändern. Das ist einer der Gründe, warum wir die Wissenschaft beauftragt haben, an einer Reihe wissenschaftlicher Arbeiten zu arbeiten, die sich mit den Wahrscheinlichkeiten dieser Dinge befassen, und welche Signaturen damit verbunden sind. Damit wir das, was wir tun, an wissenschaftlichen Beweisen und Tatsachen messen können und nicht an Hörensagen, Schuldzuweisungen, Vertuschung durch die Regierung und Verschwörungen, für die es keine Beweise gibt.

Basierend auf diesen Äußerungen wurde Kirkpatrick dann auf das gemeinsame Papier mit Avi Loeb angesprochen, worin die Theorie behandelt wurde, dass UAP Sonden eines außerirdischen Mutterschiffs sein könnten und ob dies der Grund dafür war.

Das war der Beginn dieser Arbeit, bei der wir uns mit der Frage beschäftigten: Wenn man diesen Hypothesen Glauben schenken will, was sind dann die Signaturen, die man zu sehen erwartet? Denn wenn ich bei den Daten, die wir sehen, keine dieser Signaturen erkennen kann, dann ist das keine gültige Hypothese. So funktioniert Wissenschaft. Stimmt's? Man muss eine Hypothese haben. Man muss Messwerte für diese Hypothese haben, und dann müssen die Daten dieser Hypothese entsprechen. Und man muss sie in einer von Fachleuten begutachteten Zeitschrift darlegen, damit man etwas hat, woran man sie messen kann.

Er wies dann darauf hin, dass das Papier sich im Entwurfsstadium befand, als es durchgesickert war und noch bearbeitet werden musste. Darauf hingewiesen, dass es nicht durchgesickert war, sondern von Avi Loeb online gepostet wurde, antwortete er: "Nun ja, er hat es ohne Erlaubnis gepostet."

Kirkpatrick bedauert seine Beteiligung an diesem Papier nicht, da es rein um die Hervorhebung der wissenschaftlichen Methode und den Fakten geht.

Abschließend gab er noch einen Ausblick auf das, was er in Zukunft machen möchte:

Es gibt eine Reihe von Dingen, die ich im Moment erforsche. Eines davon ist mit Sicherheit die Beratung, die Arbeit in einem Gremium, die Zusammenarbeit mit einer Reihe von Leuten, ressortübergreifend, der Weltraumgemeinschaft, der Wissenschaft und Technologie und der Geheimdienstgemeinschaft, während wir vorankommen. Ich denke, wir werden in den kommenden Monaten mehr erfahren.

Ein Teil von Kirkpatricks zukünftiger Arbeit werde es sein, „das Niveau der Diskussion über diese nicht identifizierten Objekte zu erhöhen“, fügte er hinzu.

 

Quelle:
Politico: „Are Aliens Real? We Asked the Pentagon’s Outgoing UFO Chief.“

 

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