UFO-Forum Cröffelbach 2023 - Tagungsbericht

Nach 12jähriger Pause war es am vergangenen Wochenende wieder soweit. An fast schon legendärer Stelle, nämlich dem kleinen Ort Wolpertshausen-Cröffelbach in der süddeutschen Hohenlohe, fand wieder eine UFO-Tagung statt. Zuvor war der Ort von 1998 bis 2011, mit wenigen Unterbrechungen, jährlich Schauplatz solcher UFO-Tagungen, die prinzipiell immer auf fachliche Inhalte und den gegenseitigen Austausch und Diskussionen ausgerichtet waren und teilweise auch Workshopcharakter hatten. Anlass für die diesjährige Tagung war das 50jährige Bestehen des kritischen CENAP-Netzwerks, das dazu eingeladen hatte. Es fanden sich etwas über 20 Teilnehmer ein, darunter alte und neue Gesichter und auch einige Zufallsgäste fanden den Weg. Es konnten auch renommierte und sachkundige Referenten gewonnen werden, darunter auch solche aus dem Ausland, die wir bislang nur aus der Ferne kannten. Erfreulich waren auch Kollegen aus dem französischen Elsass (der ehemaligen Gruppe SPICA), die uns schon in der früheren Zeit regelmäßig besuchten.

Prolog

Der Freitag der 13. als erster Tag war glücklicherweise kein schlechtes Omen, sieht man von den Widrigkeiten der Anreise von Clas Svahn aus Schweden ab, dem erst mal sein Gepäck am Flughafen abhanden gekommen war, was aber am Samstag dann noch eintraf. An der Örtlichkeit hat sich seitdem nichts geändert, auch nicht an der guten Küche (manche Kollegen kommen angeblich nur wegen des dortigen Zwiebelrostbratens), so dass wir alte Hasen uns auch gleich wieder heimisch fühlten und auch der Besitzer und Chefkoch des Etablissements kannte uns noch und leistete uns während der Essenspausen auch öfter Gesellschaft. Vor dem eigentlichen Beginn der Tagung bot sich für die bis dahin angereisten Gäste die Gelegenheit, sich beim Abendessen schon mal kennenzulernen und für das Kommende zu stärken.

Essensrunde am Freitag Abend mit den bis dahin angereisten Teilnehmern
(linke Reihe, von vorne: Uli Thieme, Clas Svahn mit Frau, Hansjürgen Köhler, Hans-Werner Peiniger, Josef Garcia;
rechte Reihe, von vorne: Jochen Ickinger, Ulrich Magin, Roland Gehardt mit Frau, Dominique Schall mit Sohn und Mirko Mojsilovic)


Jochen Ickinger, Ulrich Magin und Clas Svahn (v.l.)


Aktuelle Bücher, die auf Interesse stießen

Auftakt am Freitag

Leider konnte Kollege Dennis Kirstein von ufofinfo.de aus familiären Gründen nicht an der Tagung teilnehmen, so dass sein geplanter Vortrag ausfiel. Ersatzweise zog Hansjürgen Köhler von CENAP seinen Vortrag über 50 Jahre CENAP auf den Freitag vor, was sich am Ende als vorteilhaft herausstellte, da sich so der sonst recht gedrängte Samstag etwas entzerrte.


Hansjürgen Köhler, CENAP

Köhler präsentierte sonach anschaulich die 50jährige Geschichte von CENAP, von den Anfängen in den 1970er Jahren bis heute, was insgesamt recht detailreich und zeitintensiv ausfiel, auch da er durch die Verlegung eine offenbar längere Version seiner Präsentation verwendete. Er stellte er mehrere Meilensteine und Höhepunkte aus der Arbeit des CENAP-Netzwerks dar. Neben markanten früheren Tagungen waren dies insbesondere diverse Medienauftritte, manch medial sensationell betitelte UFO-Vorfälle, die ihre Aufklärung fanden, der Besuch im damaligen Bonner Verteidigungsministerium, oder schon das frühe Beschaffen von UFO-Unterlagen aus Archiven des CIA und FBI, was in der Prä-Internetzeit mit einem hohen, auch finanziellen, Aufwand verbunden war. Auch diverse Auslandsaktivitäten und internationale Kontakte waren schon früh ein Thema, die auch bis heute noch gepflegt und ausgebaut werden. Erwähnung fanden auch diverse Sichtungswellen, wie 2007 die Himmelslaternen und seit 2020 die Starlink-Satelliten, die sich jeweils auch in den Fallstatistiken niederschlugen. Natürlich kam auch das Ableben des CENAP-Mitbegründers und Pioniers der kritischen UFO-Forschung in Deutschland, Werner Walter, im Jahr 2016 zur Sprache. 

In der nachfolgenden Galerie finden sich einige Impressionen aus der sehr umfangreichen Präsentation:

Es wurden von ihm ferner auch manch unschöne Ereignisse und Auseinandersetzungen in der UFO-Szene thematisiert, bei denen CENAP insgesamt oder Köhler als Person involviert waren und ihn erkennbar auch heute noch beschäftigen. Diese Vorfälle wurden wiederholt von ihm angesprochen und waren auch in späteren Diskussionen ein Thema, auch gegenüber manchen Anwesenden. Ob die wiederholte Thematisierung von szeneinternen Auseinandersetzungen im Rahmen einer Tagung, wo letztlich nur ein Teil das Ganze auch nachvollziehen kann, worum es geht, angebracht ist, ist die Frage, zumal das dann auch mehrfach Zeit kostete, was zu Lasten fachlicher Inhalte ging. Sowas hätte man auch abseits der regulären Veranstaltung mit den Beteiligten besprechen können. Insgesamt geriet der Vortrag so sehr lang, auch wenn er zeitweise von Diskussionen unterbrochen war, so dass er nach über vier Stunden(!) und nach Mitternacht beendet wurde, wobei noch mehrere Folien vorlagen. Eine etwas gestrafftere Präsentation wäre hier vorteilhafter gewesen und hätte das Ganze sauber abgerundet. Auch hätte ich mir mehr über konkrete Forschungsergebnisse und Erkenntnisse aus dem umfangreichen Pool der bislang untersuchten UFO-Sichtungen gewünscht. So verschwanden Alle recht abrupt nach dem Ende des Vortrags auf ihren Zimmern.

Start in den Samstag mit Astronomie


André Knöfel

Der Samstag als Haupttagungstag startete mit zwei astronomischen Vorträgen, angefangen mit André Knöfel und der Suche nach Asteroiden. Als engagiertem Amateurastronom gelang Knöfel auch die Entdeckung eines Erdbahnkreuzers und er wurde für sein wissenschaftliches Engagements auch vom Bundespräsidenten ausgezeichnet. Knöfel stellte die Geschichte der Suche und Entdeckung von Asteroiden dar, die im Jahr 1800 begann und schon kurz danach zur Entdeckung der vier größten Kleinplaneten im Asteroidengürtel führte, und wie sie sich im Laufe der Jahre mit fortschreitender Technik entwickelt hat. Interessant war hierzu die Einteilung der Asteroiden und wo sie sich so im Sonnensystem tummeln und natürlich auch die nicht wenigen Erdbahnkreuzer, die eine potentielle Gefahr für die Erde darstellen können, wobei man die überschaubare Anzahl an größeren Planetenkillern eigentlich gut im Blick hätte. Knöfel erwähnte auch exotische Asteroiden, wie Ausbrecher und Trojaner und ging dann auch auf die neueste Klassifikation von Asteroiden in Form der interstellaren Objekte ein, wobei er bzgl. Oumuamua klar die mehrheitliche Meinung eines natürlichen Objekts vertritt und auch recht kritisch die aktuellen Aktivitäten rund um das Einsammeln mutmaßlicher Fragmente eines weiteren interstellaren Objekts bewertet, dessen tatsächliche interstellare Herkunft derzeit auch noch nicht nicht völlig sicher ist, da es Unmengen an solchen Materials überall auf der Erde gibt. Knöfel präsentierte dann auch die einzigen Außerirdischen auf dieser Tagung, in Form einer Sammlung an Asteroidenfragmenten.


Die neueste Klassifikation für interstellare Asteroiden

Dem anschließend stellte Sirko Molau, ebenfalls Amateurastronom, das AllSky7 Feuerball-Netzwerk Europa vor, als ein mittlerweile europaweites und ehrenamtlich betriebenes Kameranetzwerk mit etwa 100 Kameras, verteilt über mehrere Länder, ausgenommen Frankreich, die ein eigenes technisches Kameranetzwerk betreiben, mit dem jedoch auch zusammengearbeitet wird. Molau zeigte anschaulich die von ihm mitinitiierten Anfänge und den Aufbau des Netzwerks sowie der Kameras, die er eigenständig zusammenbaut und vertreibt. Grundlage war die vom US-Amerikaner Mike Henley auf der Internationalen Meteorkonferenz 2018 vorgestellte AllSky6-Kamera, die Molau damals kaufte. 2020 wurde dann das Netzwerk mit AllSky7-Kameras ausgerollt. Jedes Kamerasystem beinhaltet tatsächlich 7 Kameras, die den gesamten Himmel abdecken (daher der Name AllSky7) bzw. mittlerweile noch eine achte Froschaugenkamera, die oben auf dem System moniert wird (AllSky7+). Jedes System zeichnet pro Jahr etwa 5000 Meteore und eine Menge anderer Himmelsobjekte auf, im Grunde alles was so am Himmel fliegt, darunter auch atmosphärische Phänomene, wie Sprites. Zum Einsatz kommt auch da mittlerweile eine KI zur Identifizierung und Klassifizierung der aufgezeichneten Objekte. Die Standorte werden überwiegend von Amateurastronomen betreut, aber auch von Sternwarten, Universitäten und Forschungseinrichtungen.


Sirko Molau mit einer AllSky7+-Kamera

Molau präsentierte dazu einige Beispiele und bot auch der UFO-Forschung an, bei Fallrecherchen über Anfragen an das AllSky7-Netzwerk Aufnahmen anzufragen, die möglicherweise das beobachtete Objekt erfasst haben. Dazu werden Aufnahmen in HD drei Tage und in SD 30 Tage gespeichert, bevor sie überschrieben werden. Wichtig dazu sind exakte Angaben bzgl. Ort und Datum (mit Uhrzeit). Er präsentierte auch ein Beispiel eines aufgenommenen Ballons in Schraubendreherform, der auch tatsächlich als UFO-Meldung bei den Meldestellen einlief. Allerdings wäre es sicher sinnvoll, dort nicht bei jeder Sichtung vorstellig werden, sondern dies sinnvollerweise auf ungeklärte Fälle oder unklare Sachverhalte zu beschränken. In sehr vielen Fällen gelingt uns ja auch konsistent die Ermittlung des Verursachers einer Sichtung. Dazu müssen wir dann nicht noch die AllSky7-Kontakte damit nerven.

Aus der europäischen UFO-Forschung

Nach der Astronomie, mit der wir auch immer schon Berührung hatten, stand auch schon die Mittagspause an. Gestärkt ging es dann mit der europäischen UFO-Forschung aus Schweden und Belgien weiter.


Clas Svahn, UFO-Sverige & AFU

Eine zweigeteilte Präsentation gab Clas Svahn aus Schweden zum Besten. Zum Einen zum bekannten UFO-Archiv AFU und zum Zweiten zur Arbeit der schwedischen Gruppe UFO-Sverige und den schwedischen Geisterraketen im Jahr 1946 zu denen UFO-Sverige Forschungen angestellt hat. Svahn ist bei beiden Organisationen Vorsitzender. Bei den Ressourcen, mit denen beide Organisationen arbeiten können, bekamen wir feuchte Augen, wenn man sieht, wie wir hier teilweise rumkrebsen. Neben der seit Jahren andauernden Digitalisierung von UFO-Publikationen wird auch physisches Material bei der AFU eingesammelt und derzeit an 15 Standorten auf 700 qm eingelagert. Dabei handelt es sich durchweg um Originalunterlagen, die der AFU zur Verfügung gestellt wurden, vielfach auch aus Nachlässen. So finden sich hier bspw. auch die Originalunterlagen zum Ariel-School-Vorfall oder das einzige Exemplar eines Meldecharts der Handelsschifffart aus den 1930er Jahren (s.u.). Auch viele einzigartige historische Fotografien bekannter UFO-Persönlichkeiten finden sich im Archiv. Thematisch gibt es drei Bibliotheken, zu UFOs, Paranormalem und Sonstigem. Bemerkenswert ist die sehr enge Zusammenarbeit von UFO-Sverige mit dem Militär, das ihnen mal eben so sämtliche UFO-Akten auf einer mehrere GB-großen HDD übergab. Oder auch die von Clas Svahn im Laufe der Jahre trainierten 1600 Felduntersucher bzw. die alljährlichen, ausgebuchten Lehrgänge für Falluntersucher. Überhaupt zeigt die private UFO-Forschung in den skandinavischen Ländern eine hohe, anerkannte Professionalität und sehr enge Kooperation auch mit dem Militär, wovon wir hier zumindest teilweise weit entfernt sind. Erwähnenswert wäre noch, dass UFO-Sverige für die im neuen UFO-Film "UFO Sweden" auftretende, gleichnamige UFO-Gruppe Pate stand und hier auch mit fachlichem Knowhow unterstützte und für das zu sehende Büro Orginalmaterial zur Verfügung stellte. Die dort dargestellte Rolle des Lennart bezieht sich quasi auf Clas Svahn, der selber sogar einen kleinen Cameoauftritt im Film hat.


Im AFU-Archiv befindet sich durchweg einzigartiges Originalmaterial

Die UFO-Welle der Geisterraketen über Schweden im Jahr 1946 dürfte den meisten UFO-Interessierten ein Begriff sein, gleichzeitig steht dieses Thema jedoch selten im Fokus der Betrachtung. Man kennt es halt, aber es passt nicht in das sonst gängige Schema von fliegenden Untertassen. Auch für meine Kollegen und mich war dies bislang kein zentrales Thema, aber vielleicht zu Unrecht, wie der zweite Teil des Vortrags zeigte. UFO-Sverige beschäftigt sich nach wie vor mit diesem Thema, da es nach wie vor und auch aus späteren Jahren Sichtungsberichte dazu gibt, die Ähnliches beschreiben. Aus dem Jahr 1946 liegen bislang über die 1000 Sichtungsberichte vor, die vom schwedischen Militär auch untersucht wurden, jedoch gibt es dazu bislang keine eindeutigen Schlussfolgerungen über deren Herkunft. In etwa der Hälfte der Fälle werden die Objekte als zigarrenförmig beschrieben, meist ohne, in wenigen Fällen aber auch mit Flügeln, was vielfach als mögliche Raketentests der Russen interpretiert wurde. Relativ häufig wurden Abstürze gemeldet, allerdings durchweg in dortige Seen, nie auf dem Land, wobei bislang auch keine Trümmer oder dgl. geborgen werden konnten, trotz Suchmaßnahmen. Auch wenn die Annahme irgendwelcher (russischer) Raketentests naheliegend erscheint, widerspricht dem das in manchen Fällen berichtete Flugverhalten, wie das niedrige, horizontale Überfliegen von Land.

Bemerkenswert ist, dass sogar der frühere Oberbefehlshaber des schwedischen Militärs, Helge Jung, 1948 Zeuge eines solchen Vorfalls wurde, womit er wahrscheinlich der ranghöchste militärische UFO-Zeuge überhaupt sein dürfte. Svahn griff drei markante Vorfälle heraus. 1.: Ein per Bodenradar erfasstes Objekt, auf das ein Militärflugzeug angesetzt wurde. Dieses konnte das Objekt per eigenem Radar registrieren, beim Versuch es abzufangen stieg es abrupt nach oben und flog dem mit Höchstgeschwindigkeit fliegenden Jet davon. 2.: Eine Verfolgung eines solchen Objekts von einem Militärpiloten, der auch es visuell beobachtete. Das zigarrenförmige Objekt flog in eine sich nähernde Unwetterfront hinein, die der Pilot umflogen hat, danach aber das Objekt nicht mehr erfassen konnte. 3.: Die Beobachtung eines Absturzes eines solchen Objekts in einen See von einem Paar aus dem Jahr 1980. Durch die starke Ähnlichkeit zu den Geisterraketen wird dieser Vorfall auch dazu gezählt.

Der letzte Vorfall zog noch spätere Aktivitäten nach sich, indem mehrere Militärangehörige im Ruhestand 2012 einen ersten Tauchgang in diesen See unternahmen, bei dem auch UFO-Sverige dabei war und Svahn Videos davon zeigte. Bei diesem Tauchgang konnte jedoch, vor allem aufgrund des extrem trüben Wassers, nichts gefunden werden. 2014 gab es einen zweiten Tauchgang mit Bodenradar, mit dem Gegenstände auch im Untergrund erfasst werden können und tatsächlich zeigte sich auf den Aufnahmen dann etwas im Matsch Vergrabenes, das jedoch bislang nicht näher identifiziert werden konnte. Es soll dazu eine weitere Expedition dorthin unternommen werden, um dann auch im Untergrund an der Stelle zu graben. Es bleibt spannend.


Bisherige Schlussfolgerungen zu den schwedischen Geisterraketen


Jean Marc Wattecamps, COBEPS

Nicht minder spannend war auch der Vortrag von Jean Marc Wattecamps von der belgischen UFO-Gruppe COBEPS, die sich speziell mit dem Beginn der belgischen UFO-Welle beschäftigt und dazu neue Untersuchungen durchgeführt hat. Ein fertiger Untersuchungsbericht soll demnächst auf deren Seite veröffentlicht werden, und über den Vortrag wurden exklusiv zum ersten Mal Ergebnisse daraus öffentlich präsentiert. Trotz der Namensähnlichkeit mit SOBEPS ist COBEPS eine eigenständige Organisation, mit deutlich geringeren Ressourcen, als damals die SOBEPS, weniger Mitglieder, kein eigenes Büro, keine Finanzierung. Der Vortrag war auf französisch, wurde aber freundlicherweise von unserem elsässischen Kollegen Dominique Schall übersetzt. Die Mitgliederstruktur von COBEPS ist sehr breit von den Ansichten her, vom Skeptiker bis zum Enthusiasten ist alles dabei, so dass man auch keine bestimmte Meinung zum Phänomen vertritt, sich jedoch insgesamt auf eine einheitliche Methodik bei den Untersuchungen als Grundlage geeinigt habe.

Der Fokus der Untersuchungen liegt auf den Ereignissen und Berichten am ersten Tag (dem 29.11.1989), bevor die Medienberichterstattung dazu losging, da man die mediale Ansteckung und Beeinflussung späterer Zeugen heraushalten wollte. Als Synonym für die Belgienwelle gelten dreieckige Flugkörper, wobei diese Form nur ein Teil der Berichte umfasst und es vor allem die Lichter (in der Nacht) waren, die Aufmerksamkeit erzeugte, zusammen mit ungewöhnlichem Flugverhalten. Bekanntermaßen gibt es jedoch keine glaubwürdigen oder überzeugenden Bilder bzw. Videos der beobachteten Objekte. Die COBEPS hat die von der damaligen SOBEPS durchgeführten Untersuchungen dabei auch kritisch reflektiert und bemängelt und eigene Gegenuntersuchungen zu den Fällen durchgeführt. Dargestellt wurde eine Sichtung zweier Polizisten, wobei ein Teil der Beobachtung, nach einer längeren zeitlichen Unterbrechung, als Venus identifiziert wurde. Davor jedoch konnten die Zeugen über einer Straße eine klassische Dreiecksformation an Lichtern beobachten, die längere Zeit über ihnen schwebte. Hierzu gibt es aktuell keine schlüssige Erklärung, da zwar einzelne Eigenschaften durch herkömmliche Objekte erklärt werden könnten, nicht jedoch das Flugverhalten insgesamt durch ein einziges. Davon abgesehen wurde festgestellt, dass viele Flugbewegungen der Objekte entlang von Flugkorridoren vorhandener Flughäfen stattfanden und es auch zur geschilderten Beobachtung zwei Flugzeugstarts vom Flughafen Liège gab. Unter dem Strich sieht man zwar einerseits auch viele Fehlinterpretationen und Erklärungsmöglichkeiten, andererseits aber auch noch ungeklärte Vorfälle, die weiter untersucht werden müssten. In ihren Ergebnissen verweist die COBEPS auch auf die Notwendigkeit gründlicher Untersuchungen.


Künstlerische Reproduktion der Sichtung der Polizisten am 29.11.1989

UFO-Historie und Aliens

Nach dem hochinteressanten europäischen Input und der anschließenden kleinen Kaffeepause standen UFO-historisches und Aliens aus Südamerika auf dem Programm. Beides Themen, die auch aktuell wieder Aufmerksamkeit in den Medien und manchen Publikationen erregen.

Der Forteaner und Autor Ulrich Magin, referierte über eines seiner Lieblingsthemen, den historischen UFOs bzw. deren Darstellung in historischen Schriften und Flugblättern. Auch das ist immer wieder ein Thema, auch in aktuellen Publikationen und wirft insbesondere in deren Interpretation immer wieder Fragen auf. Magin wies dazu insbesondere auf drei Punkte hin: Zum Einen, dass die bildlich dargestellten Hintergrundmotive von Orten oder Landschaften auch gerne von anderen, früheren Darstellungen einfach übernommen wurden, also ggf. gar nicht die Szenerie des geschilderten Ereignisses darstellen, wofür er auch Beispiele brachte. Auch das zuletzt prominent behandelte Ereignis bei Stralsund 1665 bezieht sich in der Darstellung, mit den Schiffen im Hafen, auf eine frühere Belagerung. Zum Zweiten, dass die bildliche Darstellung zur damaligen Zeit der Interpretation des Ereignisses folgte und nicht umgekehrt. Heißt, dass sich in den Darstellungen eine zumeist religiöse Botschaft aus einem Ereignis widerspiegelt und diese ausdrückt bzw. verstärkt. Dies war damals auch so beabsichtigt, um die Bevölkerung auf den von der Kirche ausgegebenen, gottesgläubigen Pfad zu bringen. Ferner dürfen die frühen Darstellungen nicht mit heutigen Zeugenskizzen gleichgesetzt werden, da es immer künstlerische Interpretationen aufgrund von Texten und der gewünschten, meist religiösen, Botschaft waren, die vermittelt werden sollte. Oftmals wurden die Darstellungen auch erst lange nach den Ereignissen angefertigt und ohne dass der Künstler vor Ort war oder gar mit Betroffenen gesprochen hätte.

Magin wies dabei auch auf den Umstand hin, dass zu den bildlichen Darstellungen üblicherweise jeweils die Beschreibung des Ereignisses und daneben die damalige Interpretation bzw. Moral zu finden war, was bei heutigen Darstellungen manchmal ausgeblendet oder abgeschnitten wird und somit der Kontext fehlt. Zum Dritten schließlich, dass sich wiederholt auf den Darstellungen auch ähnliche und alle möglichen Symbole wiederfinden. Das zeigt die häufige Darstellung zweier gegeneinander kämpfenden Heere am Himmel, mit Schiffen und diversen (auch religiösen) Figuren etc. Auch die beiden Kanonen auf dem Nürnberger Flugblatt finden sich auf anderen Darstellungen. Im Zusammenhang mit dem Stralsunder Ereignis verwies er auf einen in dem Jahr auffällig zu sehenden Kometen hin, der möglicherweise auch die Darstellung des ovalen Objekts beeinflusst haben könnte. In manchen Darstellungen naheliegende, diverse atmosphärische (Halo-)Phänomene lassen sich nicht immer mit Sicherheit auch so identifizieren. Das ist letztlich auch immer eine Frage der jeweiligen Sichtweise.


Das vielfach bekannte Nürnberger Flugblatt (links) mit den beiden Kanonen am Himmel, die sich auch auf einem anderen Flugblatt aus England finden (rechts)

Magin stellte die Schwierigkeit heutiger Interpretationen heraus, insbesondere, wenn relativ oberflächlich aus irgendwelchen Symbolen oder Objekten auf UFOs geschlossen wird. Magin hob hervor, dass man zwar solche Ereignisse nicht widerlegen könne, aber man sich nie gewiss sein kann, ob das so in der (dargestellten) Art auch stattgefunden hat. Jedwede Interpretation derartiger historischer Ereignisse muss im Rahmen des zeitgenössischen gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Kontext erfolgen, sonst ist sie nicht seriös. Nicht ohne Grund wird auch darauf hingewiesen, dass dieses Thema der historischen UFOs in erste Linie eines für Historiker(sic!) ist. Wir haben zu diesem Thema anlässlich des Stralsunder Ereignisses 1665 einen Blogbeitrag erstellt.


Ferhat Talayhan

Den Abschluss machte Ferhat Talayhan mit einer Präsentation über alte & neue Rätsel in Südamerika, anhand seiner früheren Perureise und seinen Stationen auf der Nazca-Ebene mit den Scharrbildern und dem Maria Reiche-Museum, bei den so genannten und mutmaßlich gefälschten ICA-Steinen, und als Höhepunkt sein Besuch an der Universität von Ica, wo er mit kreativer und hartnäckiger Art den Zugang erreichte, und wo die zuletzt erneut medial behandelten Alien-Mumien ausgestellt waren. Er zeigte dazu einige Fotos und Videos, und bekam auch eine Stellungnahme eines Professors der Universität zu den Mumien. Demnach scheinen sie untereinander ganz unterschiedlich zu sein. Bei den großen (dreigliedrigen) Mumien wurde demnach herumgedoktert und Gliedmaßen (Finger, Zehen) abgeschnitten. Die kleineren Mumien seien weitgehend authentisch, worauf Röntgenaufnahmen hindeuten, die Innereien und Skelette zeigen. Es könnte sich hierbei jedoch auch um deformierte Kinder oder Affen handeln.

Diskussionsrunde zum Ausklang

Nach dem Abendessen gab es die Gelegenheit für Diskussionen und Gesprächen untereinander, worauf auch immer schon Wert gelegt wurde. So stand auch die Frage im Raum, wie man künftig in der UFO-Forschung weiter arbeiten wolle. Ferner wurden diverse Beispiele für UFOs/IFOs gezeigt. Clas Svahn präsentierte einige interessante, aufgeklärte (Foto-) Fälle und Josef Garcia von der GEP zeigte einiges aus dem VASCO-Projekt, das auf der Suche nach verschwundenen Sternen ist und wo man selber auch durch Fotovergleiche mitmachen kann. Auch der Einsatz von Passivradar als Unterstützung bei der Falluntersuchung und Objektidentifikation wurde von Garcia in die Diskussion eingebracht.

Und wie es der Zufall wollte, waren auch UFO-Zeugen anwesend, die kurz zuvor mit dem Handy Aufnahmen machten, die sie für eine Diskussion zur Verfügung stellten. An kurzen Stellen in den Videos zeigten sich verschwommene, vorbeihuschende Objekte, die nach einhelliger Meinung auf Insekten nahe der Kamera im Unschärfebereich zurückzuführen waren.


Einzelbilder aus den Zeugenvideos mit den danach darauf entdeckten vorbeifliegenden Objekten

Epilog

Zu nicht ganz so vorgerückter Stunde wie am Freitag Abend begaben sich die Gäste dann zur Ruhe. Beim sonntäglichen Frühstück gab es vor der Abreise noch die Gelegenheit für einige kleine Gespräche am Rande und das war es dann auch schon. Unter dem Strich eine inhaltlich lohnenswerte Tagung (sieht man von den unschönen Auseinandersetzungen ab, die den positiven Eindruck bei manchen Teilnehmern etwas trübten), aus der sich auch viel für die UFO-Forschung mitnehmen lässt, zumindest für die sachlich und wissenschaftlich orientierte, jenseits des Alien-Enthusiasmus und irgendwelcher Verschwörungserzählungen. Insbesondere die direkten und persönlichen Gesprächsmöglichkeiten sind nach wie vor durch nichts zu ersetzen, wenngleich Online-Meetings ebenso ihre Berechtigung haben und sich darüber in der Breite bspw. Referenten und Interessenten einbinden lassen, die so nicht die Gelegenheit haben, physisch an einen Ort zu reisen. Selber habe ich mich bspw. auch gefreut, mit den beiden EuroUFO-Kollegen Clas Svahn und Jean Marc Wattecamps in den Kontakt zu kommen, die ich zwar aus der Ferne kannte, aber eben nicht im persönlichen Kontakt. Eine Fortsetzung solcher Tagungen in den kommenden Jahren wäre schön, die Absicht besteht. Forschungsthemen gibt es genügend und gerade die internationalen Kontakte und Zusammenarbeit ermöglichen eine Weiterentwicklung in der (deutschen) UFO-Forschung und eröffnen weitere Perspektiven. Bleibt zu hoffen, dass sich manche Gemüter auch wieder beruhigen. Immerhin arbeiten wir hier in Deutschland insgesamt mit sehr begrenzten Ressourcen, verglichen mit anderen Ländern.

 

(Bildnachweis: Jochen Ickinger, Hansjürgen Köhler, Ferhat Talayhan, Clas Svahn)

 

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